Aktuelle Neurologie 2005; 32 - M143
DOI: 10.1055/s-2005-919244

Methoden zur Beschreibung der Fahrkompetenz bei älteren Fahrern und neurologischen Patienten: Vergleich von psychologischer Leistungsdiagnostik und Fahrsimulation

E Burgard 1, J Churan 1, M Wittmann 1, M Kiss 1
  • 1Freiburg, München; San Diego, USA; Wolfsburg

Im Zuge der zunehmenden Mobilität erfährt das Thema der Fahrkompetenz im Alter und bei neurologischen Erkrankungen eine wachsende Relevanz. Hinsichtlich der diagnostischen Abklärung der Fahrfähigkeit sind einige Fragen offen, da Testverfahren oftmals ausschließlich an jüngeren, gesunden Probanden validiert werden. Der Bedeutung ausgewählter kognitiver, psychologischer und sensorischer Einzelfunktionen für die Vorhersage der Fahrleistung wird in dieser Studie ebenso nachgegangen wie einer validen Messung von Fahrkompetenz. Die Ergebnisse aus verkehrspsychologischer Leistungsdiagnostik zu Seh-, Informationsverarbeitungs- und Aufmerksamkeitsfunktionen werden mit den Daten aus Fahrsimulation und realer Fahrprobe verglichen. Untersucht wurden jüngere und ältere Fahrer sowie Patienten mit erlittener Schädigung des Zentralnervensystems. Die Ergebnisse bestätigen den viel diskutierten Leistungsabfall der beiden Untersuchungsgruppen im Vergleich zu jüngeren Gesunden. Im Falle der Älteren lag der Fokus der Einschränkungen eher auf Prozessen der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und der Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf mehrere Reize aufzuteilen, im Falle der Patienten standen motorische Einschränkungen sowie eine Beeinträchtigung der Erfassung eines visuellen Felds im Vordergrund. Die festgestellten spezifischen Schwächen fanden sich in den entsprechenden Skalen der Fahrverhaltensbeobachtung wieder. Allerdings fielen die testpsychologischen Daten vor allem für die Gruppe der Älteren negativer aus, als die tatsächliche Fahrerbeobachtung. Dies deutet auf das Greifen von kompensatorischen Strategien hin und spricht im Falle der Notwendigkeit einer diagnostischen Beurteilung für eine zusätzliche Durchführung von Fahrproben. Die Aussagekraft der verschiedenen diagnostischen Instrumente sowie die Relevanz von zentralen und peripheren Sehfunktionen wird diskutiert.