Aktuelle Neurologie 2005; 32 - V189
DOI: 10.1055/s-2005-919256

RNA Signaturen über die Zeit von MS-Patienten unter betaIFN Therapie

R Goertsches 1, P Serrano-Fernandez 1, D Koczan 1, S Möller 1, S Ibrahim 1, U Zettl 1
  • 1Rostock

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine sowohl neuropathologisch als auch klinisch sehr heterogene Erkrankung. Trotz intensiver Forschung mit Erfolgen zu Aspekten der Pathogenese fehlt weiterhin eine sichere Detektion der Ätiologie und eine klare Korrelation zwischen neuropathologischen Mustern und dem individuellen klinischen Verlauf. Der kleinste gemeinsame Nenner des Erkenntnisstandes zur Ätiopathogenese ist die Interaktion einer genetischen Disposition und exogener Faktoren, die konsekutiv zu einem Autoimmunprozess führen.

Daraus resultiert zumindest teilweise das interindividuell unterschiedliche Ansprechen der Erkrankung auf die verschiedenen immunmodulatorischen Therapiestrategien (Pharmacogenomics). Ein hoffnungsvoller Ansatz sowohl zur weiteren Aufklärung der Ätiopathogenese als auch zur individuellen Therapiesteuerung ist die komplette Erfassung des Genexpressionsmusters (RNA-Profiling) des individuellen Immunsystems im Krankheitsverlauf.

Gegenstand dieser Studie ist die individuelle Erfassung des RNA-Profiling vor und im Verlauf der immunmodulatorischen Therapie.

Mononukleäre Zellen des peripheren Blutes wurden von 20 betaIFN-1a behandelten MS Patienten mit schubförmiger Verlaufsform isoliert und ihre Gesamt-RNA aufgereinigt. Mithilfe der Affymetrix GeneChip Technologie (HG U133A/B) wurden Analysen der Gesamt-RNA zu den Analysezeitpunkten 0 (t0), 1 (t1), 4 Wochen (t2) und 12 Monate (t3) post Therapiebeginn durchgeführt. Expressionsniveaus der 33.000 humanen Gene zum Zeitpunkt t0 dienten als Referenzwerte, die gegen die korrespondierenden Daten zu den nachfolgenden Zeitpunkten verglichen wurden. Transkripte, die den Detektionsgrenzwert (Wilcoxon-rank-sum-paired-test) überstiegen wurden einer weiteren deskriptiven Analyse unterzogen.

Erste Analysen der laufenden Studie ergaben die Veränderung des Genexpressionsniveaus zum Zeitpunkt t1 in 105 und zum Zeitpunkt t2 in 13 Transkripten. Eine kontinuierliche Downregulierung fanden wir bei der Genexpression von STAT1 und CDKN1C während wir für SFRS3 eine kontinuierliche Upregulierung feststellten. Für eine Vielzahl von Markern der Immunantwort wie Mx1und IL8 zeigten sich differentielle Expressionsmuster.

Die vorliegende Untersuchung stützt die Vermutung dass die immunmodulatorische Wirkung von Beta-Interferon über ein Netzwerk von Genen vermittelt wird, die im Verlauf differentiell expremiert werden. In einer Nachfolgestudie wird der klinisch-prognostische Aspekt der unterschiedlichen Signaturen untersucht.