Aktuelle Neurologie 2005; 32 - M245
DOI: 10.1055/s-2005-919282

Schmerzmodulation durch Ablenkung und Aufmerksamkeit

W Magerl 1, R.D Treede 1
  • 1Mainz

Einleitung: Die Stärke der Schmerzempfindung wird nicht nur durch die Reizstärke sondern auch durch kognitive Faktoren beeinflusst. In diesem Vortrag wird die Modulation der elektrischen Signalstärke im primären und sekundären somatosensorischen Kortex in Abhängigkeit von der Aufgabenstellung für kurze Laser-Hitzereize dargestellt.

Methodik: Bei 10 gesunden Versuchspersonen wurden Laser-evozierte Potenziale (LEP) von 33 Elektroden an der Kopfhaut abgeleitet. Die mittlere Reizstärke betrug 480 mJ. Die Probanden hatten entweder die Aufgabe, die Reizstärke oder den Reizort zu erkennen. In 1/5 der Reizdurchgänge wurden die Probanden durch eine Kopfrechenaufgabe abgelenkt. Die Datenanalyse erfolgte mittels Brain Electrical Source Analysis (BESA).

Ergebnisse: Unter Ablenkung nahm die subjektive Schmerzstärke um 27±5 ab (p<0.001). Die Quellenstärken im primären (p<0.05) und sekundären somatosensorischen Kortex (p<0.001) wurden ebenfalls durch Ablenkung reduziert. Die Effektgröße war der Reduktion im vorderen Gyrus cinguli vergleichbar (p<0.01). Als Nebenbefund fand sich eine signifikant stärkere Aktivierung des sekundären somatosensorischen Kortex in der linken als in der rechten Hemisphäre (p<0.05).

Zusammenfassung: Die aufgabenabhängige Schmerzmodulation beeinflusst bereits die frühesten kortikalen Verarbeitungsschritte im primären und sekundären somatosensorischen Kortex.

Schlereth, Baumgärtner, Magerl, Stoeter, Treede (2003) Neuroimage 20: 441–454

Unterstützt durch die DFG (Tr 236/13–2)