Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P261
DOI: 10.1055/s-2005-919295

Die Charakterisierung emotionaler Prosodie bei M. Parkinson in Zusammenhang mit sprachmotorischen Fähigkeiten

J Möbes 1, G Joppich 1, C Schröder 1, F Stiebritz 1, M Schütze 1, J Cramer 1, C Schrader 1, W Nager 1, R Dengler 1
  • 1Hannover

Unabhängig von prominenten motorischen Beeinträchtigungen wie Rigor, Tremor oder Akinese, zeigen Parkinsonpatienten zusätzlich Auffälligkeiten in nichtmotorischen Bereichen, wie Kognition und Emotion. Letztere äußern sich im klinischen Alltag als Reduktion des mimischen Gesichtsausdrucks oder einer leisen monotonen Sprache. Bisherige Untersuchungen zu Defiziten in der emotionalen Kommunikation von Parkinsonpatienten stützten sich meist auf Verhaltensstudien, so dass ein Zusammenhang mit motorischen Beeinträchtigungen nicht auszuschließen war. In der vorliegenden Untersuchung wurde der Frage nachgegangen, ob Defizite in der emotionalen Sprache von Parkinsonpatienten nur allein auf motorische Beeinträchtigungen zurückzuführen sind oder unabhängig davon bestehen.

Methode: Die Stimmproben von 16 Parkinsonpatienten und 16 Kontrollprobanden für den Namen „Anna“ in fröhlicher, trauriger und neutraler Prosodie wurden hinsichtlich der Parameter mittlere Frequenz, Lautstärke und Dauer sowie deren Variation ausgewertet und mit der sprachlichen Leistung in einer zusätzlichen neurophonetischen Untersuchung in Beziehung gesetzt. Die Parkinsonpatienten wurden entsprechend der klinischen Skalen nach Hoehn und Yahr und dem Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) klassifiziert.

Mithilfe zusätzlicher Verfahren (MMST, BDI, NTID) wurden Probanden mit Demenz, Depression oder Dysarthrie aus der Studie ausgeschlossen.

Die Ergebnisse zeigen, dass Parkinson-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden die ihnen zur Verfügung stehenden sprachmotorischen Möglichkeiten beim emotionalen Sprechen weniger ausschöpften. Dies deutet darauf hin, dass es bei Parkinson-Patienten bereits im frühen und mittleren Stadium zu Beeinträchtigungen der vokalen affektiven Kommunikation kommt, die unabhängig von motorischen Defiziten bestehen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der neuroanatomsichen Grundlagen emotionaler Kommunikation diskutiert.