Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P279
DOI: 10.1055/s-2005-919313

Kontinuierliche Gabe von Rotigotin verhindert im Tiermodell das Auftreten von Dyskinesien

H Lebsanft 1, D Scheller 1, W Schmidt 1
  • 1Tübingen, Monheim

Fragestellung: Dyskinesien werden nach einer gegenwärtigen Hypothese durch die pulsatile Gabe dopaminerger Therapeutika hervorgerufen. Daher werden zunehmend therapeutische Strategien entwickelt, die ermöglichen, konstante Plasmaspiegel zu erhalten. Rotigotin ist ein neuer, nicht-ergolinischer D3/D2/D1-Dopaminagonist. Die Substanz wurde speziell für eine Pflasterapplikation entwickelt. Ziel dieser Untersuchung war es, den Einfluss einer kontinuierlichen Gabe von Rotigotin auf das Auftreten von Dyskinesien am Tiermodell zu untersuchen.

Als Modell für das Auftreten von Dyskinesien wird die Sensitivierung lokomotorischer Aktivitäten in 6-OHDA-läsionierten Ratten durch L-Dopa angesehen (Cenci et al., 2002). Darunter versteht man die Beobachtung, dass nach wiederholter Gabe der gleichen Dosis von L-DOPA die lokomotorische Aktivität nach jeder Applikation höher ist als zuvor.

Methoden: Anästhesierten Ratten wurden 8µg 6-OHDA in das linke mediale Vorderhirnbündel injiziert. Nach 29 Tagen wurden die Tiere dann subkutan mit einer Formulierung von Rotigotin (1mg/kg subkutan alle 48 Stunden) für zehn Tage behandelt, die zu stabilen Plasmaspiegeln führt. Einer Kontrollgruppe wurde Placebo injiziert. In einer separaten Studie war L-DOPA untersucht worden. Die Bewegungen der Tiere wurden im Rotameter aufgezeichnet.

Ergebnisse: Die Gabe von Rotigotin führte zu kontralateralen Drehbewegungen, die sich vom Tag 1 bis zum Tag 3 leicht steigerten. Über den dritten Tag hinaus wurden keine Steigerungen mehr beobachtet. Es wurden keine Hinweise für abnormale unwillkürliche Bewegungen (abnormal involuntary movements, AIMs) gefunden. Eine Abhängigkeit der Wirkung vom Kontext wurde ebenfalls nicht beobachtet.

L-DOPA verursachte im Gegensatz zu Rotigotin eine von Tag zu Tag steigende lokomotorische Aktivität. Ab dem dritten Tag wurden erste AIMs beobachtet, die sich im Laufe der Zeit steigerten. Lokomotorische Aktivität wie auch AIMs erreichten kein Maximum über den Zeitraum der experimentellen Untersuchungen von 10 Tagen.

Schlussfolgerung: Soweit die Sensitivierung der lokomotorischen Aktivität als Surrogatparameter für das Auftreten von Dyskinesien in der Ratte dienen kann, führt die konstante Zufuhr von Rotigotin anhand unserer Beobachtungen nicht zum Auftreten von Dyskinesien. Inwiefern die konstante dopaminerge Stimulation dafür verantwortlich ist, soll in einer weiteren Studie gezeigt werden.