Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P300
DOI: 10.1055/s-2005-919334

EURAP – Europäisches Register für Schwangerschaften unter Antiepileptika: Update 2005

R Kretz 1, I Coban 1, V Gaus 1, B Schmitz 1
  • 1Berlin

Hintergrund: EURAP (European Registry of Antiepileptic Drugs and Pregnancy) ist eine prospektive Studie zur Erfassung großer Fehlbildungen unter Antiepileptika (AED)-Exposition. Aufgrund noch zu geringer Fallzahlen gibt es bisher keine Daten zu substanzspezifischen Fehlbildungsraten. Durch das Register können schon jetzt Erkenntnisse zu nationalen Verschreibungsgewohnheiten und Therapiestandards bei Schwangerschaften unter AED-Exposition gewonnen werden.

Methode: EURAP ist eine prospektive Beobachtungsstudie. Frauen, die AED zum Zeitpunkt der Konzeption einnehmen, werden prospektiv, d.h. vor der 16. Schwangerschaftswoche (SSW), eingeschlossen. Fehlbildungen werden von einer geblindeten Arbeitsgruppe klassifiziert.

Ergebnisse: Bisher wurden aus 39 Ländern 6404 Schwangerschaften gemeldet. Darunter sind 1744 prospektive Schwangerschaften abgeschlossen. (Epilepsiesyndrom: generalisiert 41%, fokal 53%; Alter: 29,6±5 Jahre; Monotherapie: 80%). Es wurden 40 Totgeburten, 20 perinatale Todesfälle, 78 induzierte und 163 spontane Aborte gemeldet. Bei 121 Fällen wurden große Fehlbildungen festgestellt entsprechend einer Fehlbildungsrate von 6,9%.

Bis März 2005 wurden in Deutschland 424 Schwangerschaften von 99 Kliniken und niedergelassenen Ärzten gemeldet. Die deutschen Patientinnen unterscheiden sich nicht vom Gesamtkollektiv hinsichtlich Alter, Epilepsiesyndrom und Zahl verordneter AED. Die 3 am häufigsten verordneten AED sind wie beim internationalen Kollektiv Lamotrigin (39%), Valproat (26%) und Carbamazepin (22%). In Deutschland wurden 194 Kinder lebend geboren. Es wurden 3 Totgeburten, 2 perinatale Todesfälle, 9 induzierte und 22 spontane Aborte gemeldet. Es wurden bisher 7 große Fehlbildungen gemeldet (Fehlbildungsrate 3,6%). Ein pränatal diagnostizierter Neuralrohrdefekt mit Schwangerschaftsabbruch in der 14. SSW, eine postnatal diagnostizierte VACTERL-Assoziation Typ IIIb, 2 Leistenbrüche (mit Operation in den ersten Lebensmonaten), 2 Hypospadien sowie ein persistierender Urachus.

Wie z.B. die Daten zur Folsäuresubstitution zeigen, konnten die Therapiestandards in Deutschland in den letzten Jahren verbessert werden. Der Anteil der Frauen, die erst nach Eintritt der Schwangerschaft mit einer Folsäureprophylaxe begonnen haben, ist von 49% 2004 auf 37% gesunken. 29% der Frauen wurden allerdings mit einer insuffizienten Dosis (<4mg/die) substituiert. Die Mehrzahl der Frauen stillen (75%). Bemerkenswert ist der hohe Anteil der Entbindungen per Kaiserschnitt (43%).