Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P308
DOI: 10.1055/s-2005-919342

Kognitive Leistungsfähigkeit bei Diabetikern – Konsequenzen für die Sekundärprävention

D Enderle 1, P Calabrese 1, W Schmiegel 1, U Schlegel 1
  • 1Bochum

Einleitung: Die kognitive Leistungsfähigkeit kann bei Patienten mit Diabetes beeinträchtig sein. Kognitive Defizite können den Erfolg einer Diabetesschulung wesentlich beeinträchtigen.

Fragestellung: Ist in einem unselektionierten Patientengut mit Diabetes mellitus im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe ein kognitives Leistungsdefizit nachweisbar und wirkt sich dieses auf das Ergebnis einer Diabetesschulung aus?

Methode: Wir untersuchten zur Schulung vorgesehene Patienten mit Diabetes (n=173) mittels Demtect®, einem kognitiven Screening-Verfahren zur Untersuchung der kognitiven Leistungsfähigkeit.

Die Diabetespatienten setzten sich aus Patienten mit Typ-1-Diabetes (n=22), Typ-2-Diabetes (n=143), Gestationsdiabetes (n=3), pankreoprivem Diabetes (n=5) zusammen. Eine nach Alter, Geschlecht und anderen soziodemographischen Parametern vergleichbare Kontrollgruppe aus Nicht-Diabetikern (n=181) wurde ebenfalls dem Demtect® unterzogen. Bei 35 Schulungsteilnehmern mit Diabetes wurde zusätzlich zum Demtect® vor und nach der Diabetesschulung ein diabetesspezifischer Wissenstest durchgeführt. Diese Teilnehmer waren nach Einschätzung ihres individuellen Schulungsbedarfes durch eine erfahrene Diätberaterin, ohne Kenntnis des Demtect ® -Testergebnisses, entweder einer Einzel- (n=9) oder Gruppenschulung (n=26) zugeteilt worden. Die statistischen Berechnungen erfolgten mit SPSS (Version 11).

Ergebnisse: Patienten mit Diabetes mellitus hatten einen niedrigeren kognitiven Testscore als Probanden in der Kontrollgruppe: 11.3±5.2 vs. 15.6±2.6 (p=0.001). Bei den Diabetes-Schulungsgruppen war sowohl in der Einzel- als auch in der Gruppenschulung ein Lernerfolg nachweisbar. Überraschenderweise profitierten Patienten, die einer Gruppenschulung zugeteilt waren, mehr vom Schulungsprogramm als Patienten mit einer Einzelschulung.

Eine retrospektive Analyse ergab, dass der kognitive Score der Patienten in der Gruppenschulung signifikant über dem von Patienten in der Einzelschulung lag.

Schlussfolgerung: Die Erkrankung an Diabetes mellitus ist in einem großen Kollektiv mit kognitiven Leistungseinbußen verbunden. Die Diabetesschulung ist effektiv, hängt jedoch offensichtlich vom kognitiven Leistungsvermögen der Patienten stärker ab als vom individuellen Schulungsprogramm.