Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P314
DOI: 10.1055/s-2005-919348

Kognitive Störungen ohne organische Grundlage: Diagnosestellung und Katamnese

K Schmidtke 1, S.P Pohlmann 1
  • 1Freiburg

Einleitung: Viele Patienten von Memory-Ambulanzen zeigen funktionelle Konzentrations- und Gedächtnisstörung (FKG) infolge psychosozialer Stressbelastung. Die korrekte Diagnose ist wichtig, um Fixierung auf organische Ursachen zu verhindern, Untersuchungen zu vermeiden oder eine Therapie einzuleiten. Zur Diagnostik und zum Langzeitverlauf des Beschwerdebilds existieren bisher kaum Kenntnisse und Verfahren.

Fragestellungen: Entwicklung und Validierung einer Symptomcheckliste zur Diagnostik der FKG und Abgrenzung gebenüber gesunden Personen und Mild Cognitive Impairment (MCI). Katamne einer Gruppe von 69 FKG-Patienten.

Methodik: Die Diagnose FKG wurde gestellt, wenn neu aufgetretene, alltagsrelevante Konzentrations- und/oder Gedächtnisstörungen bestanden, keine Anhalte für eine organische Erkrankung bestanden und Testteistungen von Gedächtnis und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit normal waren, oder subnormal (-1 bis -2 Standardabweichungen) aber bei Verlaufsuntersuchung stabil. Als Vergleichsgruppe dienten 50 Normalpersonen und 16 MCI-Patienten. Die Symtomcheckliste umfasst 10häufig genannte Symptome, u.a. Blockierungserlebnisse, Fehlleistungen, Vergessen auf dem Wege zur Erledigung, Fadenriß – Erlebnisse. Eine Gruppe von 69 FKG-Patienten wurde nach ein bis zwei Jahren mit denselben Instrumenten nachuntersucht.

Ergebnisse: FKG-Patienten erzielten mit 7,9 Punkten einen wesentlich höheren mittleren Punktwert als MCI-Patienten (3,4) und Kontrollen (0,8), bei sehr hoher Spezifität und Sensitivität. Die innere Konsistenz) der Checkliste war 0,91.

In zwei von 69 Fällen wurde die Diagnose FKG revidiert. Bei 67 Fällen war die subjektive Beschwerdeintensität bei der Nachuntersuchung im Mittel nur gering gesunken. (auf 6,3).

Diskussion: Die Symtomcheckliste bildet das Syndrom FKG valide ab. Sie weist eine hohe Sensitivität und Spezifität in der Abgrenzung gegenüber gesunden Personen und FKG auf. Die geringe Besserungstendenz legt nahe, dass FKG oft keine vorübergehende Störung darstellen und unterliegende Stressfaktoren fortwirkten. Ein nächster Schritt besteht in der Definition und Erprobung eines Interventionsprogramms.