Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P325
DOI: 10.1055/s-2005-919359

Die funktionelle Anatomie der Bewegungsvorstellung bei Patienten nach zerebraler Ischämie

M Schaal 1, R Huber 1, W Becker 1, E König 1, K Scheidtmann 1, E Kraft 1
  • 1Ulm, Bad Aibling, Vogtareuth

Die Bewegungvorstellung (motor imagery) ist die mentale Durchführung einer motorischen Leistung, ohne die entsprechende Bewegung auszuführen. Die neuralen Korrelate dieses kognitiven Prozesses sind eng mit den Arealen verknüpft, die zentrale motorische Kontrolle ausüben. Motor imagery führt bei gesunden Probanden und Sportlern zu Besserung der motorischen Leistung. Dies könnte therapeutisch bei neurologischen Erkrankungen mit motorischen Defiziten genutzt werden. Bisher liegen nur wenige Untersuchungen funktionellen Bildgebungsstudien zur neuralen Repräsentation von motor imagery bei Patienten mit zentralen Paresen vor.

Wir untersuchten daher 12 Patienten nach einer Ischämie im Mediastrombahngebiet und 12 gesunde Probanden mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT). Alle Patienten hatten eine brachiofaziale Hemiparese mit motorischer Restfunktion der rechten Hand. Als motorisches Paradigma wurden isometrische Griffkräfte (5 N) mit der rechten Hand sowie die Vorstellung dieser Bewegung in einem Blockdesign untersucht. Die statistische Auswertung (SPM99) erfolgte als Gruppenanalyse.

Patienten als auch gesunde Probanden zeigten bei Bewegungsausführung Aktivität im motorische Netzwerk mit Maxima im kontralateralen primär motorischen Kortex (M1), supplementär motorischen Areals (SMA), sowie der ipsilateralen Hemisphäre des Zerebellums. Die Aktivität in M1 war bei Patienten bei gleichem Schwellenwert (p<0.05, korrigiert für multiple Vergleiche) nach parietal verschoben und auch war die Ausdehnung des Clusters größer. Bei Bewegungsvorstellung zeigten die Patienten Aktivität in der SMA, im Prämotorkortex und im Zerebellum. Diese Aktivität war im Gruppenvergleich zu den gesunden Probanden nicht different. Allerdings war lag die Anzahl der Patienten, die in den Einzelauswertungen keine Aktivität in den genannten Arealen hatten deutlich höher (5 von 12, im Vergleich zu 2 von 12 Probanden).

Die Ergebnisse unserer Pilotstudie scheinen darauf hinzuweisen, dass bei Patienten nach zerebraler Ischämie die Bewegungsvorstellung beeinträchtigt ist. Allerdings sollten diese Untersuchungen an einem größeren Kollektiv reproduziert werden. Weitere Untersuchungen sollten außerdem den Einfluss von Rehabilitationsmaßnahmen auf motor imagery untersuchen.