Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P339
DOI: 10.1055/s-2005-919373

Kardioballistische Komponente und Beitrag des Pulses zum physiologischen Tremor

J Jamrozy 1, H Przuntek 1, A Hoffmann 1, P.H Kraus 1
  • 1Bochum

Einleitung: Der Wissensstand zum physiologischen Tremor nimmt kontinuierlich zu. Allerdings gibt es nur wenige Untersuchungen zum Beitrag von Puls und Herzschlag zu dieser Bewegungsunruhe der Extremitäten. Die meisten bisher durchgeführten Untersuchungen basieren auf elektrophysiologische Methoden. Beschleunigungsmessungen werden bereits zur Erfassung von Amplitude und Frequenz bei Tremor in der klinischen Routine eingesetzt. Für die Frage der Differentialdiagnose und Früherkennung ist der Entwicklungsstand dieser Technik allerdings nicht ausreichend. Die Erkennung pathologischer Tremorformen in frühen Stadien setzt ein detailliertes Wissen darüber voraus, was normal ist.

Methoden: Wir untersuchten den physiologischen Tremor beider Hände bei 40 gesunden Kontrollpersonen mit zweidimensionalen Beschleunigungsaufnehmern auf dem Handrücken unter Ruhe- und Haltungs-Bedingungen. Die Probanden saßen entspannt auf einem Stuhl, wobei die Unterarme auf den Armlehnen auflagen. Parallel zur Beschleunigungsmessung wurde das EKG mit aufgezeichnet. Für die Auswertung setzten wir eine neue Averaging-Technik ein. Dabei wurde die R-Zacke im EKG als Triggerzeitpunkt benutzt und die Beschleunigungssignale sowohl nach vorne als auch nach hinten geaveraget.

Ergebnisse: Bei den meisten Probanden zeigte das Accelerometrie-Signal nach der R-Zacke eine Schwingung mit einer Frequenz von 8 bis 10Hz. Die Amplitude reduzierte sich danach über eine halbe bis eine Sekunde. In einzelnen Fällen war die periodische Aktivität noch bis zum darauffolgenden Herzschlag sichtbar. Dabei waren die Amplituden des vorwärts-geaveragten Zeitintervalls ein Vielfaches der Amplituden aus dem rückwärts-geaveragten Signal. Dieses Verhältnis der Amplituden fand sich sowohl in Ruhe- als auch in Haltebedingungen. Die geaveragete Ortskurve zeigte in vielen Fällen zusätzlich eine langsame Auslenkung, die möglicherweise Folge des einschießenden Pulses ist.

Diskussion: Im Gegensatz zu bisher publizierten EMG-Untersuchungen fanden wir einen großen Beitrag von Herzschlag und Puls zum physiologischen Tremor auch unter Haltungsbedingungen. Dieser Unterschied lässt sich methodisch erklären: Die mechanisch produzierte Komponente hat kein elektromyographisches Korrelat. Die gefundene Komponente kann nach Weiterentwicklung der Methode vom Roh-Signal abgezogen werden, was zu einer deutlichen Verbesserung der Trennschärfe für die Frühdiagnostik führt.