Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P385
DOI: 10.1055/s-2005-919419

Akute Myelitis bei Neuroborreliose

J Schubert 1, J Berrouschot 1
  • 1Altenburg

Wir berichten über eine 65-jährige Patientin mit seit einer Woche therapieresistentem Schmerzsyndrom zervikobrachial links und thorakal links sowie Taubheitsgefühl 1.-5. Fingerstrahl palmar links. Eigenanamnese bis auf Toxoplasmoseinfektion 1975 leer.

Neurologischer Aufnahmebefund: 65-jährige Patientin mit dezenter Feinmotorikstörung linke Hand, BSR, TSR, RPR links abgeschwächt, sowie thorakalem Schmerzsyndrom links, dissoziierter Sensibilitätsstörung mit Taubheitsgefühl palmar links (nur Finger) und aufgehobenem Temperaturempfinden rechts.

Diagnostik: Elektrophysiologie (SEP, MEP, AEP, Neurographie obere Extremitäten) unauffällig. MRT-HWS: T1-Wichtung unauffällig. In T2-Wichtung von HWK 3–7 Areal mit pathologisch erhöhtem Signal und leptomeningealem Kontrastmittelenhancement. MRT-BWS/-LWS unauffällig. MRT-Kopf: 2–3mm große signalreiche Herde (T2) ohne KM-Enhancement. Liquor: Zellzahl 91 Mpt/l (3% Neutrophile, 82% Lymphozyten, 15% Monozyten), Gesamteiweiß 918mg/l, Liquorkultur und Borreliendiagnostik negativ. Erst bei 3. Liquorkontrolle 14 Tage nach Aufnahme Borrelien-AK-Nachweis positiv (Antikörperindices (AI) Liquor/Serum: IgG-AI 3,0; IgM-AI 2,2; IgA-AI 1,7).

Diagnose: Myelitis bei Neuroborreliose.

Therapie und Verlauf: Unter Ceftriaxon (2×2g i.v. über 21 Tage) und Methylprednisolon (1g i.v. über 5 Tage, wegen fehlendem Ansprechen auf Schmerzmedikation) war die Symptomatik komplett regredient.

Diskussion: Die Myelitis ist eine seltene Manifestation der Neuroborreliose. Ihre Häufigkeit wird in der Literatur mit 2–5% angegeben. Bei entsprechendem Verdacht sollten auch bei initial negativer Borreliendiagnostik und Zeckenstich-freier Anamnese weitere Kontrollen und ggf. antibiotische Behandlung erfolgen, wenn andere Myelitisursachen ausgeschlossen wurden.