Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P416
DOI: 10.1055/s-2005-919449

Schmerzwahrnehmung und -Unterdrückung, untersucht mittels funktioneller Kernspintomographie. Vergleich zwischen elektrischer und thermischer Reizung

A.P Wunderlich 1, G Stuber 1, B Schmitz 1, R Klug 1, W Freund 1
  • 1Ulm

Hintergrund: Schmerz ist allgegenwärtig. Ursprünglich als lebensnotwendige Warnfunktion entstanden, leidet heute ein beträchtlicher Teil der Patienten an chronischen Schmerzen.

Während akute Schmerzsyndrome gut verstanden sind, besteht immer noch Unklarheit über chronische Schmerzsyndrome.

Zentrale Verarbeitungsmechanismen der Schmerzwahrnehmung können mit der Methode der funktionellen Kernspintomographie (fMRI) untersucht werden.

Es ist davon auszugehen, dass elektrische und Wärmereizungen unterschiedliche Efferenzen und evtl. auch zentrale Verschaltungen aktivieren.

Zielsetzung der Studie: An gesunden Probanden sollen Verarbeitungsmechanismen der Schmerzwahrnehmung und der Schmerzunterdrückung erforscht werden.

Es soll untersucht werden, welche Unterschiede der cortikalen Aktivierungen zwischen den Reiztechniken bestehen.

Material und Methoden: Jeweils 15 gesunde Probanden wurden mittels fMRI untersucht und nach dem gleichen Schema stimuliert. 15 Probanden wurden mittels elektrischer Reizunung durch ein Elektroneurographiegerät stimuliert und 15 Probanden mit Hitzereizen über eine Thermode.

Die fMRI Daten wurden mittels SPM99 ausgewertet.

Ergebnisse: Es werden in beiden Versuchsreihen statistisch signifikante cortikale Aktivierungen gefunden.

Dabei sind die Aktivierungen z.T. so robust, dass sie in Einzelpersonen-Auswertungen präsentiert werden können.

Es werden die Gruppenuswertungen gegenübergestellt.

Die elektrische Reizung erzeugt höheramplitudige Aktivierungen und deutlich mehr Aktivierungen im Bereich der Insel und des primären sensiblen Areals (Bestandteile des lateralen Schmerzsystems) als die thermische Reizung. Bei der thermischen Reizung dagegen werden Strukturen des medialen Schmerzsystems stärker aktiviert wie der cinguläre Cortex (vor allem ACC).

Schlussfolgerung: An gesunden Probanden ist die elektrische Reizung zur Schmerzprovokation mit stärkeren cerebralen Aktivierungen in der fMRI verbunden. Die Trennschärfe zur Abgrenzung von Schmerzkranken Patienten muss in weiteren Studien überprüft werden.