Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P436
DOI: 10.1055/s-2005-919469

Muss nach akutem ischämischen Schlaganfall der Blutdruck überwacht und behandelt werden?

A Stoll 1, J Berrouschot 1
  • 1Altenburg

Fragestellung: In den ersten Tagen nach akutem ischämischen Schlaganfall sollen stabile Blutdruckwerte angestrebt werden, um eine möglichst optimale (Rest-)Perfusion der Penumbra zu sichern.

Wir untersuchten bei Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall die Häufigkeit und die Art von Interventionen (Katecholamine, i.v. Antihypertensiva, Plasmaexpander) zum Erreichen eines leitliniengerechten Zielblutdruckes.

Methodik: In einer prospektiven Studie von 06/2004–02/2005 wurde bei allen Patienten ein (mindestens) 1-stündliches Blutdruck-Monitoring (arteriell/Oberarmmanschette via Monitor) über insgesamt 72h auf unserer Stroke Unit durchgeführt. Einschlusskriterien waren: akuter ischämischer Schlaganfall, Behandlungsbeginn und bildgebende Diagnostik (MRT) innerhalb von 24 Stunden nach Symptombeginn. Wir definierten den Normbereich für den systolischen Blutdruck zwischen 120mmHg und 180mmHg. Werte außerhalb dieses Bereiches wurden entweder mit i.v. Antihypertensiva (bei hypertonen Werten) oder Volumengabe (Plasmaexpander plus Elektrolytlösung) bzw. Katecholaminen (bei hypotonen Werten) behandelt.

Ergebnisse: Von 107 Patienten (50 Männer, 57 Frauen, mittleres Alter 71 Jahre) mit akutem ischämischen Schlaganfall bestand bei 84 (82%) Patienten bereits vor stationärer Aufnahme eine arterielle Hypertonie, die bei 80 (95%) dieser Patienten bereits mit oralen Antihypertonika vorbehandelt worden war. Der durchschnittliche Blutdruck-Wert bei Aufnahme betrug 167/81mmHg (min. 109mmHg syst. /max. 241mmHg syst.), nach 24h: 144/70mmHg, nach 48h: 144/70mmHg und nach 72h: 143/68mmHg. Im Tagesverlauf fielen jeweils zwei Blutdruckspitzen auf: 07.00 Uhr (Morgen-Visite) und 16.00 Uhr (Besuchszeit).

Bei 61/107 (57%) Patienten erfolgte eine medikamentöse Intervention zur Blutdruckstabilisierung. 29/107 (27%) Patienten wurden mit Katecholaminen und/oder Plasmaexpandern, 13/107 (12%) mit i.v. Antihypertensiva behandelt. 19/107 (18%) Patienten erhielten (nacheinander) i.v. Antihypertensiva bzw. Katecholamine und/oder Plasmaexpander.

Schlussfolgerungen: Vier von fünf Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall hatten bereits vor dem Schlaganfall eine behandlungsbedürftige arterielle Hypertonie. Mehr als die Hälfte dieser Patienten benötigte in den ersten drei Tagen eine i.v.-Medikation zur Blutdruckeinstellung. Dies zeigte die Notwendigkeit des intensiven Blutdruckmonitorings und der Behandlung auf einer Stroke-Unit.