Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P438
DOI: 10.1055/s-2005-919470

Antibakterielle Prävention beim Schlaganfall: Hintergrund, Design und erste Ergebnisse der PANTHERIS-Studie

H Harms 1, A Hartmann 1, W Haas 1, G Arnold 1, C Meisel 1, H Volk 1, E Halle 1, K Prass 1, U Dirnagl 1, A Meisel 1
  • 1Berlin, Sindenfingen

Hintergründe: Bakterielle Pneumonien stellt die häufigste infektiöse Komplikation des ischämischen Hirninfarktes dar. Diese erhöhen die frühe Letalität und verschlechtern die neurologische Prognose der Patienten. Neurologische Ursache für die hohe Pneumonieinzidenz ist die erhöhte Aspirationsgefahr durch Vigilanzminderungen und Dysphagie bedingt. Zudem fördert die schlaganfall-induzierte Immundepression eine Infektsuszeptibilität. Tierexperimentell konnten wir durch eine präventive antibakterielle Therapie (PAT) das Auftreten von Pneumonien verhindern und die Letalität, das Infarktvolumen und das neurologische Defizit signifikant vermindert. Wir stellen eine klinische Studie zur PAT bei Patienten mit ausgedehnten Mediainfarkten vor.

Methodik: 80 Patienten mit akutem ischämischen Media-Infarkt werden prospektiv, randomisiert, doppelblind placebo-kontrolliert in drei Berliner Zentren eingeschlossen. Primärer Endpunkt ist das Auftreten von Infektionen (Pneumonie, Harnwegsinfekt, Sepsis) innerhalb von 11 Tagen nach Infarkt. Sekundäre Endpunkte sind neurologisches Defizit, Tod und Resistenzentwicklung der Standortflora. Stresshormone (Noradrenalin, Cortisol) sowie immunologische Parameter werden bestimmt. Die Behandlung erfolgt über 5 Tage, beginnend spätestens 36h nach Schlaganfall: Patienten, die Moxifloxacin 1×400mg iv erhalten, werden sonst wie die der Placebogruppe behandelt. Auftretende Infektionen werden in beiden Gruppen unter Fortführung der Studienmedikation ohne Entblindung durch eine Therapie nach klinikinternen Standards zunächst kalkuliert und nach Erregeridentifizierung gezielt behandelt.

Ergebnisse: Seit Mai 2003 wurden 50 Patienten (m:w=16:34) mit einem mittleren Alter von 71 Jahren (38–91) eingeschlossen. Der mittlere NIH Stroke Scale bei Einschluss war 16 (12–21). 10 Patienten (20%) entwickelten eine Infektion (12% Pneumonie, 8% Harnwegsinfekt). In den ersten drei Tagen nach Schlaganfall fanden sich bei der Mehrzahl der Patienten Zeichen einer temporären Immundepression (Lymphopenie, monozytäres Funktionsdefizit). Wir werden vorläufige Analysen zur Korrelationen zwischen klinischen Parametern (NIHSS, Seite des Infarkts) sowie Immunparametern und Stresshormonen pässentieren. Aufgrund der Verblindung kann vorerst über den Einfluss von PAT auf die Infektionsinzidenz keine Aussage gemacht werden. Abschließende Ergebnisse werden Ende 2005 erwartet.