Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P491
DOI: 10.1055/s-2005-919523

Eine Behandlung mit Galantamin führt zu einer Verbesserung der klinischen Symptome sowie zu einer Reduktion des Pflegeaufwandes bei Patienten mit Alzheimer-Demenz – Eine Anwendungsbeobachtung bei 1260 Patienten

A Schmitt 1, A Schreiner 1, K Hager 1
  • 1Neuss, Hannover

Hintergrund: Galantamin und andere Acetylcholinesterase-Inhibitoren (AChEI) sind Mittel der ersten Wahl zur Behandlung der Alzheimer-Demenz (AD). Im Gegensatz zu anderen AChEI verbessert Galantamin zusätzlich die nikotinische Neurotransmission, die bei der AD erheblich gestört ist.

Methodik: In einer offenen prospektiven Erhebung in Form einer Anwendungsbeobachtung wurden Patienten mit AD (nach ICD-10 Kriterien) über ca. 3 Monate mit Galantamin behandelt. Die kognitiven Fähigkeiten wurden mittels des DemTect erfasst. Des Weiteren wurden auf einer 5-stufigen Skala die Veränderungen hinsichtlich der Aufmerksamkeit, Alltagskompetenz, Depressivität und Verhaltensstörungen dokumentiert. Die Belastung der pflegenden Angehörigen wurde anhand der Häuslichen Pflegeskala (HPS) sowie durch die Dokumentation der Pflegezeiten erfasst.

Ergebnisse: 1260 Patienten (Altersdurchschnitt 75 Jahre; 56% Frauen) wurden mit einer Dosis zwischen 8 bis 24mg Galantamin/Tag (<16mg: 26%; >/=16mg: 74%) behandelt. Mittels des DemTect-Gesamtscore war nach 3 Monaten eine signifikante Verbesserung kognitiver Fähigkeiten gegenüber dem Ausgangswert festzustellen (p<0,0001). Ein Vergleich der Ergebnisse zwischen den Patienten, die mit >/=16mg und <16mg Galantamin/Tag behandelt wurden, zeigte einen statistisch signifikanten Unterschied zugunsten der mit >/=16mg Galantamin/Tag behandelten Patienten (p<0,01). Aufmerksamkeit, Alltagskompetenz, Depressivität und Verhaltensstörungen waren bei den meisten Patienten ebenfalls gebessert. Mittels des HPS-Gesamtscores war nach 3 Monaten eine signifikante Entlastung der pflegenden Bezugspersonen festzustellen (p<0,0001). Die tägliche Pflegezeit war um ca. eine Stunde gegenüber dem Ausgangswert reduziert (p<0,0001). In einer Subgruppenanalyse zeigte sich ein signifikanter Unterschied zugunsten der Patienten, die mit mindestens 16mg Galantamin/Tag behandelt wurden (p<0,001). Die Inzidenz für AChEI typische unerwünschte Ereignisse, wie Nausea, Durchfall oder Schwindel war sehr gering (<3%).

Diskussion: Die Ergebnisse dieser offenen Erhebung zeigen, dass eine Behandlung von AD-Patienten mit Galantamin nicht nur eine signifikante Verbesserung der kognitiven Leistungen, sondern auch eine signifikante Entlastung der pflegenden Angehörigen einschließlich einer Reduktion der täglichen Pflegezeit im Mittel um eine Stunde bewirken kann. Die Resultate weisen auf den zusätzlichen pharmakoökonomischen Nutzen einer Behandlung von AD-Patienten mit Galantamin hin.