Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P499
DOI: 10.1055/s-2005-919531

Familiäre Creutzfeld-Jakob-Erkrankung und Alzheimer-Demenz in einer Familie mit gehäufter Prävalenz für dementielle Syndrome

B Alber 1, M Grebner 1, L Hermle 1
  • 1Göppingen

Einleitung: Die Genetik familiärer Demenzen ist komplex und bislang nicht vollständig verstanden. Die familiäre Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) konnte mit den Genloci für das Amyloid Precursor Protein (APP, Chromosom 21), das Präsenilin 1 (PS-1, Chromosom 14) sowie das Präsenilin 2 (PS-2, Chromosom 1) assoziiert werden. Der familiären Form der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung liegen Mutationen im Prionprotein (PrP, Chromosom 20) zugrunde. Da identische Mutationen im PrP-Gen zu klinisch unterschiedlichen Phänotypen führen können (Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung, fatale familiäre Insomnie, Gerstmann-Sträussler-Scheinker-Syndrom), wird das Vorhandensein modifizierender genetischer oder exogener Faktoren postuliert.

Fallbericht: Wir berichten über eine gehäufte Prävalenz dementieller Syndrome in einer Familie mit 5 Betroffenen in 2 Generationen. Dabei zeigten 4/5 Patienten ein rasch progredientes dementielles Syndrom (Erstmanifestation 50.-70. Lebensjahr, Dauer der Erkrankung 4–8 Monate) mit begleitenden Myoklonien und Gewichtsverlust. Klinisch wurde bei diesen Patienten die Diagnose einer familiären CJD gestellt. Darüber hinaus zeigte eine Patientin ein langsam progredientes dementielles Syndrom (Erstmanifestation 70. Lebensjahr, Dauer der Erkrankung 7 Jahre), welches nicht als CJD zu klassifizieren ist. Klinisch wurde bei der Patientin die Diagnose einer DAT gestellt.

Genetische Analyse: 2/4 Patienten mit der klinischen Verdachtsdiagnose einer familiären CJD wurden einer genetischen Diagnostik unterzogen. Diese ergab eine Mutation im PrP-Gen (D178N) sowie eine Codon 129-Homozygotie für Methionin. Somit war die Diagnose einer familiären CJD zu stellen.

Diskussion: Wir beschreiben eine Familie mit einer erhöhten Prävalenz dementieller Syndrome (5 Patienten / 2 Generationen). Dabei sind 4/5 Patienten an einer familiären CJD erkrankt, für 1/5 Patienten wurde klinisch die Diagnose einer DAT gestellt. Wir schließen hieraus das Vorhandensein krankheitsmodifizierender, bislang nicht bekannter Genloci, welche eine erhöhte Vulnerabilität für dementielle Syndrome verschiedener Entitäten bedingen. Interessanterweise wird für die familiäre CJD das Vorhandensein modifizierender genetischer oder exogener Faktoren postuliert, da identische Mutationen im PrP-Gen phänotypisch verschiedene Erkrankungen bedingen.