Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P508
DOI: 10.1055/s-2005-919540

Muskeltonusanalyse bei Patienten mit Verhaltensstörung im REM Schlaf

G Mayer 1, K Stiasny-Kolster 1, E Leonhardt 1
  • 1Schwalmstadt, Marburg

Fragestellung: Die Verhaltensstörung im REM Schlaf (VRS) kann idiopathisch sein oder bei neurologischen, psychiatrischen Erkrankungen oder Intoxikationen auftreten. Die Symptome der idiopathischen VRS (iVRS) und der VRS bei Narkoleptikern (nVRS) sind gleich.

Ziel der Untersuchung war die quantitative Bestimmung des Muskeltonus im REM Schlaf, seine Verteilung in den Schlafzyklen und bei iVRS und nVRS.

Methoden: Alle Patienten wurden gemäß der ICSD-R Kriterien mittels video-kontrollierte Polysomnographien (PSG) diagnostiziert, die es erlaubten subklinische VRS (sVRS) zu erkennen.

30 Patienten (Alter:49 Jahre, 18 Männer) wurden untersucht, 20 mit nVRS, 10 mit iVRS. 11 Ptn. hatten ein sVRS).

Muskelaktivität (MA) im REM Schlaf: Lange Aktivität: 10 Sek. mit dauerhaft erhöhter MA >1 Sek., 2 oder mehrere MA für >0.5 Sek. Kurze MA: 10 MA <0.5 Sek. Amplituden: 50% höher als die vorausgehende atonische EMG Aktivität im REM Schlaf.

Ergebnisse: 5 Ptn. hatten 1, 3 Ptn. hatten 2, 7 Ptn. hatten 3 und 15 Ptn. >3 REM Perioden. Die MA der M. mentalis und M. tibialis zeigte ein unterschiedliches ultradianes Muster. Der MA des M. mentalis stieg bei Ptn. mit iVRS nichtsignifikant in den letzten Schlafzyklen an, während er bei Ptn. mit nVRS und sVRS abnahm.

Der Tonus des M. mentalis war im REM Schlaf 2–3mal häufiger als im M. tibialis. Obwohl die Anamnese bei Ptn. mit iVRS häufigeres und gewalttätigeres Verhalten im REM Schlaf ergab fand sich bei 4 iVRS Ptn. ein niedriger prozentualer Anteil von Muskeltonus (0,33–6,8%) im Vergleich zu 5 Ptn. mit nVRS (1,5–7,5%). Die MA zeigte bei beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede für irgendeine REM Periode, dennoch hatten nVRS Ptn. tendenziell einen höheren Mentalis Tonus in der ersten REM Periode. Bei nVRS verminderte sich der Mentalistonus im Verlauf der Nacht während er bei iVRS auf gleich bleibendem Niveau persistierte. Ab der zweiten REM Periode war die mittlere Mentalis Aktivität durchgängig nicht signifikant höher bei iVRS Ptn. während die Aktivität des M. tibialis keine Veränderungen zeigte.

Zusammenfassung: Obwohl der Muskeltonus nVRS und iVRS im REM Schlaf sich nicht unterscheidet ist die Verteilung der Muskelaktivität innerhalb der Zyklen unterschiedlich. Der unterschiedliche ultradiane Verlauf könnte auf eine unterschiedliche Pathologie der beiden Gruppen verweisen. Unsere Befunde bestätigen weiterhin eine unterschiedliche Regulation von Extremitäten- und mimischer Muskulatur.