Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P515
DOI: 10.1055/s-2005-919546

Lernen einfacher akustischer und visueller Sequenzen bei Patienten mit Kleinhirnschädigung

M Frings 1, M Maschke 1, M Gerwig 1, H.C Diener 1, D Timmann 1
  • 1Essen

Einleitung: Human- und tierexperimentelle Studien legen eine Beteiligung des Kleinhirns an der Erkennung von Sequenzen nahe. Dabei wurde der Lernerfolg jedoch immer in Form motorischer Antworten gemessen. In dieser Studie sollte geprüft werden, ob das Kleinhirn beim Lernen von Sequenzen auch eine Rolle spielt, wenn die motorischen Anforderungen so gering wie möglich gehalten werden. Es sollte die Fähigkeit von Kleinhirnpatienten und gesunden Kontrollprobanden verglichen werden, die Reihenfolge zweier sensorischer Stimuli zu erfassen und sie von der umgekehrten Reihenfolge zu unterscheiden.

Methoden: Jeweils 13 Kleinhirnpatienten und gesunde Kontrollprobanden, gematcht nach Alter, Geschlecht, Händigkeit, Bildungsniveau und Musikalität wurden untersucht. Töne verschiedener Frequenzen (982 und 1464Hz) und Quadrate verschiedener Farben (rosa und gelb) wurden mit kurzen, langen und sehr langen Interstimulus-Intervallen präsentiert. Jede Bedingung bestand aus vier Blöcken. Zu Beginn eines jeden Blockes wurde eine Reihenfolge als Referenz präsentiert, anschließend mussten die Probanden bei sechs weiteren Sequenzen unterscheiden, ob es sich um dieselbe oder die umgekehrte Reihenfolge handelte. Die Probanden sollten mit „ja“ oder „nein“ antworten. Die Antwort konnte ohne zeitliche Begrenzung erfolgen.

Ergebnisse: Sowohl bei den akustischen als auch den visuellen Bedingungen zeigte sich als Tempo-Effekt eine Abhängigkeit der Fehlerzahl von der Länge des Interstimulus-Intervalles. Ein Lern-Effekt über die Blöcke konnte für die akustischen und visuellen Bedingungen mit langem Interstimulus-Intervall gezeigt werden. Bei den untersuchten Bedingungen konnte weder in der Gesamtfehlerzahl, noch in Tempo- oder Lerneffekt ein Unterschied zwischen Patienten und Kontroll-Probanden nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Das Kleinhirn spielt möglicherweise beim Lernen von Sequenzen nur eine Rolle, wenn die sequentiellen Informationen mit einer motorischen Antwort verbunden werden.