Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P550
DOI: 10.1055/s-2005-919581

Stimulus- und Kontextfaktoren beim „direct matching“ von Fingerbewegungen

M Jonas 1, R Lange 1, K Biermann-Ruben 1, K Kessler 1, T Bäumer 1, A Schnitzler 1, H Siebner 1, A Münchau 1
  • 1Hamburg, Düsseldorf, Kiel

Hintergrund: Eine Reihe von neurophysiologischen Studien weisen darauf hin, dass bei der Imitation elementarer menschlicher Bewegungen die beobachtete Handlung direkt mit ihrer internen motorischen Repräsentation abgeglichen wird. Die neuronale Basis dieses „direct matching“-Mechanismus sollen inferior frontale, posterior parietale und superior temporale kortikale Hirnareale in ihrer Funktion als Teile des menschlichen „mirror neuron“-Systems bilden.

Methoden: Wir untersuchten in einer fMRT-Studie an 16 gesunden Probanden, inwiefern die dem „direct matching“ zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen unabhängig von den in menschlicher Bewegung enthaltenen räumlichen und insbesondere Bewegungs-Informationen sind. Hierzu kontrastierten wir Beobachtung und Imitation von Fingerbewegungen (Zeigefinger-/ kleiner Finger) in einer einfachen Reaktionsaufgabe mit Beobachtung und Ausführung von statischen und bewegten räumlichen Instruktions-Stimuli (Farbwechsel bzw. Bewegung eines Objektes).

Ergebnisse: Entgegen den Vorbefunden waren die fronto-parietalen und temporalen Regionen während der Imitation von Fingerbewegungen nicht stäker aktiviert als während der Kontrollaufgaben. Während diese Areale in allen Ausführungs-Bedingungen aktiv waren, wurde in den Beobachtungs-Bedingungen keine vergleichbare Aktivierung gefunden.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse können dahingehend interpretiert werden, dass in diesem Paradigma zum einen durch das Fehlen einer expliziten Zielgerichtetheit der Fingerbewegung und zum anderen durch das Vorhandensein ähnlicher räumlicher und dynamischer Merkmale in allen Stimulus-Bedingungen entweder (i) keine der Bedingungen die Voraussetzungen für ein „direct matching“ erfüllte oder möglicherweise (ii) im Laufe des Experiments zwischen den Stimuli aufgebaute Assoziationen zu einem generalisierten „direct matching“ führten.