Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P555
DOI: 10.1055/s-2005-919586

Lebensqualität und Kognition in der Frühphase der schubförmigen Multiplen Sklerose

C.B Büscher 1, S.S.B Schröder-Berner 1, J Koehler 1
  • 1Mainz

Einleitung: Kognitive Funktionseinbußen und damit einhergehende Minderung der Lebensqualität sind im Verlauf der Multiplen Sklerose bekannt. Unklar ist, inwieweit schon zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Defizite bestehen. Diese Studie untersuchte Patienten mit neu diagnostizierter MS hinsichtlich der Lebensqualität und der möglicherweise damit in Zusammenhang stehenden kognitiven Störungen.

Methodik: Von 11 Patienten mit neu diagnostizierter Multipler Sklerose wurde die Lebensqualität mithilfe des MSQol-54 sowie die kognitive Leistungsfähigkeit durch eine neuropsychologische Testung (Benton-Test, Verbaler Lern- und Merkfähigkeits Test (VLMT), Mehrfach-Wortschatz-Intelligenztest, „d2“-Test, Trail-making-Test) mit einem alters-, ausbildungs-, und geschlechtsgematchten Normkollektiv verglichen. Zudem wurde der EDSS klinisch erhoben.

Ergebnisse: Bei einem EDSS von 1,0 (Min:0; Max:2,5) fand sich keine für die Patienten spürbare Behinderung. Beide Gruppen waren gleichaltrig (mean 33 Jahre in beiden Gruppen) und ohne nachweisbare Intelligenzdifferenz (IQ:mean bei Pat.:118, bei Probanden:112). Die Items des MSQOL-54 „Einschränkungen durch körperliche Probleme“, „Kognitive Funktion“, „Sorge um die Gesundheit“, „Gesundheitsänderung (zu letztem Jahr)“ und „Befriedigende sexuelle Aktivität“ ergaben signifikant niedrigere Werte als das Vergleichskollektiv (p<0,04). Neuropsychologisch signifikante Unterschiede fanden sich in der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der geteilten Aufmerksamkeit (Trail-making-Test) (p<0,03) sowie in Tempo und Konzentration bei Aufmerksamkeitsbelastung („d2“-Test) (p<0,003), wobei die Sorgfalt bei der Aufmerksamkeitsbelastung sich nicht unterschied (p=0,252).

Schlussfolgerungen: Unsere Studie belegt die frühe Einflussnahme der Multiplen Sklerose auf die Lebensqualität. Dabei waren die subjektiv empfundenen kognitiven Einschränkungen in der objektiven neuropsychologischen Testung erfassbar. Zugleich konnte aufgrund der unauffälligen weiteren Testung, insbesondere der unauffälligen Sorgfalt bei Aufmerksamkeitsbelastung des d2-Testes eine depressive Symptomatik nicht nachgewiesen werden.