Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P565
DOI: 10.1055/s-2005-919596

Psychophysiologische Untersuchung der selektiven visuellen Aufmerksamkeit bei ersterkrankten Patienten mit demyelinsierender ZNS-Erkrankung

E Jüttler 1, A Kult 1, B Storch-Hagenlocher 1, K Hess 1, A Rupp 1, B Wildemann 1
  • 1Heidelberg

Kognitive Defizite bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) sind in mehreren Untersuchungen belegt. Dabei wird davon ausgegangen, dass weniger kortikale Fehlfunktionen als vielmehr partielle Diskonnektionen neuronaler Netzwerke für die neuropsychologischen Einschränkungen verantwortlich sind. Die vorliegende Studie untersuchte die den kognitiven Prozessen zugrunde liegenden elektrophysiologischen Aktivierungen mittels Messung und Darstellung der ereigniskorrelierten Potentiale (ERP) durch die Elektro- und Magnetenzephalographie (EEG und MEG). Hierfür wurde eine visuelle Aufmerksamkeitsaufgabe verwendet, die eine Variation des Schwierigkeitsgrades enthielt. Die Auswertung erfolgte mithilfe der räumlich-zeitlichen Quellenanlyse. Zur Vergleichbarkeit der Arbeit wurden neben klinischen Daten (MSFC und EDSS) auch neuropsychologische Daten erhoben (Wechsler IQ-Test und HAWIE).

Insgesamt wurden 15 Patienten mit der Erstdiagnose einer MS im Alter zwischen 21 und 39 Jahren untersucht und mit 15 Probanden verglichen. Früherkrankte Patienten mit MS zeigten eine deutliche Verzögerung der primären und sekundären visuellen Aktivität verglichen mit gesunden Probanden. Die Patienten zeigten auch ein generelles Informationsverarbeitungsdefizit. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad der Aufgabe nahm der Abstand zur Kontrollgruppe jedoch nicht zu.

Durch die vorliegende Untersuchung kann erstmals eine genauere räumliche und funktionelle Trennung der ERP-Komponenten erreicht und so ein präziserer und differenzierterer Einblick in die durch Diskonnektion gestörten Informationsverarbeitungsprozesse bei Patienten mit MS gewonnen werden.