Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P567
DOI: 10.1055/s-2005-919598

Mitoxantron hemmt die Migrationsfähigkeit immunkompetenter Zellen

T Kopadze 1, T Dehmel 1, H.P Hartung 1, B.C Kieseier 1
  • 1Düsseldorf

Bei der Multiplen Sklerose (MS) stellt die Einwanderung immunkompetenter Zellen aus dem Gefäßsystem über die Blut-Hirn-Schranke (BHS) in das Gehirnparenchym hinein einen immunpathogenetisch relevanten Mechnismus dar. Mitoxantron wird zur Therapie der MS erfolgreich eingesetzt, die Wirkung dieses Präparates auf immunkompetente Zellen ist jedoch nur unvollständig geklärt. Wir untersuchten daher den Effekt von Mitoxantron auf die Migrationsfähigkeit mononukleärer Zellen aus dem peripher-venösen Blut (PBMCs) über eine artifizielle BHS. Dazu wurden PBMCs vor und nach Therapie mit Mitoxantron von 10 MS-Patienten isoliert, zur Migration über Fibronektin, einem Hauptbestandteil der Basalmembran zerebraler Endothelzellen, in einem in vitro Assay gebracht und anschließend mittels Durchflusszytometrie analysiert. Es zeigte sich, dass die allgemeine Migrationsfähigkeit immmunkompetenter Zellen nach Mitoxantrongabe, unabhängig von der kumulativen Gesamtdosis, vermindert ist, einzelne Zellpopulationen aber unterschiedlich betroffen sind. CD14+ Monozyten migrierten deutlich schlechter als CD4+ und CD8+ T-Lymphozyten. Die in vitro Behandlung von PBMCs gesunder Kontrollpersonen ergab gleiche Ergebnisse und zeigte, dass auch die migrierende Restzellpopulation Mitoxantron inkorporierte. Das verminderte Migrationsverhalten korrespondierte mit einer verminderten Expression von Matrix Metalloproteinasen in den Zellüberständen.

Unsere Ergebnisse zeigen, dass Mitoxantron die Migrationsfähigkeit einzelner Subpopulationen immunkompetenter Zellen in unterschiedlichem Masse zu beeinflussen vermag. Dieser Wirkmechanismus ist möglicherweise bei der klinischen Effektivität dieser Substanz von Bedeutung.