Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P570
DOI: 10.1055/s-2005-919601

Diffuse Blut-Hirn-Schrankenstörung in MRT-Verlaufsuntersuchungen eines Mausmodells der Multiplen Sklerose (aktive experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis, EAE) – mögliche Abweichung von Eintrittspforte und Entzündungsherd

J Wuerfel 1, P Asbach 1, E Tysiak 1, M Taupitz 1, O Aktas 1, F Zipp 1
  • 1Berlin

Hintergrund: Die Blut-Hirn-Schrankenstörung, gekennzeichnet durch eine lokale Kontrastmittel-Anreicherung im MRT, gilt als Hinweis einer akute Entzündungsreaktion in der Diagnose und Verlaufsbeurteilung der Multiplen Sklerose. Häufig wird der Austritt von Gadolinium-basiertem niedermolekularem Kontrastmittel mit der Einwanderung von Entzündungszellen an dieser Stelle gleichgesetzt. Experimentelle Studien geben jedoch Hinweise auf eine fehlende Kongruenz zwischen Blut-Hirn-Schrankenstörung und Lokalisation entzündlicher Plaques.

Material und Methoden: In zehn weiblichen SJL-J-Mäusen wurde eine aktive EAE induziert. Kernspintomographische Verlaufsuntersuchungen erfolgten an einen 7 Tesla-Scanner (Bruker, Pharmascan) in axialer und sagittaler Schichtführung. Jeweils 5 erkrankte Tiere wurden vor und nach Gadopentetat Dimeglumin-Injektion (Magnevist, Schering), bzw. vor und nach VSOP-C184-Injektion (Eisenoxid-basiertes Blutpool-Kontrastmittel mit Citrathülle und einem hydrodynamischem Durchmesser von 7nm, Firma Ferropharm) in T1- und T2*-gewichteten Aufnahmen untersucht. Identische Aufnahmen wurden auch an drei gesunden Kontrolltieren durchgeführt. Im Anschluss erfolgte eine histologische Auswertung aller Tiere.

Ergebnisse: T1- und T2*-gewichtete Kontrastmittel-verstärkte Aufnahmen zeigten ausschließlich bei erkrankten Tieren ausgeprägte Signalveränderungen periventrikulär sowie im Klein- und Stammhirnbereich als Ausdruck einer massiven diffusen Blut-Hirn-Schrankenstörung. Die histologische Aufarbeitung ergab vor allem perimeningeale, im Stammhirn-Bereich sowie spinal gelegene Entzündungsherde.

Zusammenfassung: Im hier untersuchten EAE-Mausmodell konnte eine diffuse Blut-Hirn-Schrankenstörung in unabhängigen Untersuchungstechniken mit unterschiedlichen Kontrastmitteln gleichwertig dargestellt werden, wobei der Ort der Kontrastmittel-Anreicherung und die histologisch nachgewiesenen Entzündungsherde räumlich voneinander abweichen. Das deutliche diffuse Leakage im Kleinhirnbereich ist möglicherweise ein Hinweis auf eine – bei der Multiplen Sklerose klinisch häufige – zerebelläre Pathologie trotz geringer sichtbarer infratentorieller Herdlast.