Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P582
DOI: 10.1055/s-2005-919613

Der JAGAS-Test: ein neuer Test zum klinischen Nachweis des Piriformis-Syndroms

M Meichsner 1, A Stenner 1, G Reichel 1, W Hermann 1
  • 1Zwickau

Einleitung: Das Piriformis-Syndrom (PS) als Engpasssyndrom des N. ischiadicus – gelegentlich zusätzlich auch des N. gluteus inferior – im Foramen infrapiriforme wurde vor 75 Jahren erstmals beschrieben. Es macht nach Literaturangaben 6–8% aller unteren Rückenschmerzsyndrome aus. Die bislang veröffentlichten klinischen Zeichen beinhalten eine leichte Außenrotation des Fußes als Ausdruck der Verkürzung des M. piriformis auf der betroffenen Seite und eine Druckschmerzhaftigkeit des M. piriformis bei Palpation. Außerdem kommt es zu einer Schmerzverstärkung bei forcierter passiver Hüftflexion bei gebeugtem Kniegelenk (Freiberg), beim Verhindern einer aktiven Hüftgelenkabduktion (Pace) und beim Anheben des gebeugten betroffenen Beines beim Liegen auf der beschwerdefreien Seite (Beatty).

Methoden: Wir verglichen die Häufigkeit der genannten klinischen Zeichen mit einem selbst entwickelten Test, bei dem während scherenartiger Bewegungen der gestreckten Beine in Rückenlage die dauerhafte Anspannung des M. piriformis auf der erkrankten Seite zur Schmerzverstärkung führt. Wir haben den Test an 50 Patienten mit durch Bildgebung gesichertem Engpasssyndrom im Foramen infrapiriforme und 50 Patienten mit anderen Rücken-/Gesäßschmerzen geprüft und nach den Initialen der beteiligten Untersucher JAGAS-Test benannt (Abb.).

Ergebnisse: Es zeigten sich in der klinischen Diagnostik folgende Befunde am zuverlässigsten (in abnehmender Bedeutung): Typischer Druckschmerzpunkt, JAGAS-Test, Freiberg-Test, Beatty-Test und Pace-Test. Das Lasèguesche Zeichen kann beim PS wie auch bei radikulärer Reizung positiv sein; typisch für das PS ist aber ein Nachlassen des Schmerzes bei Außenrotation des Beines nach Erreichen des Schmerzpunktes. In etwa einem Drittel der Fälle liegt zusätzlich eine leichte Atrophie und/oder Schwäche der Glutealmuskulatur vor (Durchtritt des N. gluteus inferior durch das Foramen infrapiriforme).

Schlussfolgerung: Der vorgestellte JAGAS-Test hat in der klinischen Diagnostik des PS einen hohen Stellenwert. Gemeinsam mit der bekannten Testbatterie kann dadurch nahezu in jedem Falle ein PS von einem radikulären S1-Schmerzsyndrom abgegrenzt und einer spezifischen Behandlung (spezielle Krankengymnastik, CT-gestützte Botulinumtoxin-Injektionen in den M. piriformis) zugeführt werden.