Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P583
DOI: 10.1055/s-2005-919614

Die zisternale Magnetstimulation und Neurographie des N. fazialis in der Differentialdiagnose der peripheren Fazialisparese ist hoch sensitiv, aber nicht spezifisch

S Linder 1, D.A Nowak 1, H Topka 1
  • 1München

Aufgrund früherer Untersuchungen wird angenommen, dass ein isolierter Leitungsblock des N. fazialis nach zisternaler Stimulation im Canalis nervi fazialis mittels transkranieller magnetischer Stimulation (TMS) in den ersten drei Tagen nach Auftreten einer peripheren Fazialisparese pathognomonisch für eine idiopathische Genese sein könnte.

Bei 65 Patienten mit idiopathischer Fazialisparese, 5 Patienten mit Zoster oticus assoziierter Fazialisparese und jeweils einem Patienten mit Neuroborreliose und nukleärer Schädigung des VII. Hirnnerven bei Multipler Sklerose wurde innerhalb der ersten drei Erkrankungstage eine elektrische Stimulation des Nerven am Foramen stylomastoideum und eine zisternale Stimulation mittels TMS durchgeführt.

Ein erloschenes oder signifikant reduziertes (>50% Amplitudenreduktion im Vergleich zur gesunden Gegenseite) Antwortpotential nach zisternaler Magnetstimulation zeigte sich als nicht spezifisch für eine idiopathische Fazialisparese. Ein Leitungsblock des Nerven fand sich vielmehr in allen Fällen von Zoster oticus und beim Patienten mit Neuroborreliose. Die Amplituden der elektrisch stimulierten Muskelsummenaktionspotentiale waren in den Fällen von Zoster oticus assoziierter Fazialisparese niedriger im Vergleich zur idiopathischen Fazialisparese (26 +/- 16 Prozent der nicht betroffenen Seite bei Zoster oticus im Gegensatz zu 86 +/- 18 Prozent der nicht betroffenen Seite bei idiopathischer Fazialisparese; P<0,001). Dies ist wahrscheinlich Folge einer stärkeren axonalen Schädigung des Nerven bei Zoster oticus. Das Ausmass der Amplitudenminderung (=axonale Schädigung) korrelierte mit dem klinischen Schweregrad der Parese.

Somit ist die zisternale Magnetstimulation wenig spezifisch für die Diagnose einer idiopathischen Fazialisparese, aber hoch sensitiv zum Nachweis der Läsion im Canalis nervi fazialis. Der elektrischen Stimulation kommt, wie bekannt, vor allem eine prognostische Bedeutung zu.