Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P584
DOI: 10.1055/s-2005-919615

Subkutane Applikation von Immunglobulin als mögliche Therapieoption bei Immunneuropathien

H Köller 1, M Schroeter 1, H Feischen 1, B.C Kieseier 1
  • 1Düsseldorf, Köln

Die gegenwärtigen Therapieoptionen bei immunvermittelten Neuropathien, insbesondere der chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) und der multifokalen motorischen Neuropathie (MMN), umfassen in der Phase der akuten Symptomatik die Gabe von Immunglobulinen i.v. und die Plasmapherese, während gesicherte Therapieoptionen für die chronische Phase der Erkrankung fehlen. Bei einigen Patienten, insbesondere mit einer MMN, werden auf empirischer Grundlage auch Immunglobulingaben in regelmäßigen Abständen in niedriger Dosierung eingesetzt.

In einer offenen Anwendungsbeobachtung behandelten wir drei Patienten mit einer Immunneuropathie (1 Patient mit einer CIDP, 2 Patienten mit MMN) mit subkutan applizierten Immunglobulinen (Beriglobin (R)), einer Applikationsform, die bei anderen Indikationen bereits in Studien erfolgreich getestet und zugelassen wurde. Die Behandlung erfolgte in der Dosierung von 0,1g pro kg Körpergwicht pro Woche insgesamt über 6 Monate, so dass pro Monat 0,4g/kg Körpergewicht erreicht wurde, entsprechend der häufig bei der i.v. Applikation eingesetzten Dosis. Die Patienten erlernten rasch die Selbstapplikation s.c. abdominell über ein Pumpensystem. Lokale Komplikationen an den Einstichstellen traten unter der Behandlung nicht auf. Eine Patientin hat die Behandlung nach 9 Wochen wegen eines generalisierten Hautexanthems abgebrochen. Der Zusammenhang zur Immunglobulintherapie ist unklar, eine spätere Testung des Präparates in einer geringen Dosierung s.c. führte nicht zu einer Hautreaktion, die nachfolgenden Immunglobulin i.v. Applikation wurde gut vertragen. Weitere Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Unter der Behandlung trat bei den beiden verbliebenen Patienten eine Verbesserung der Paresen und eine nachfolgende Stabilisierung ein. Eine erneute Verschlechterung i.S. einer Exazerbation der Immunneuropathien wurde in dem Beobachtungszeitrum von 6 Monaten nicht gefunden. Der Patient mit einer CIDP, der bereits zuvor mit Kortison therapiert wurde, konnte die Kortisondosis reduzieren, aber nicht vollständig absetzen. Der Patient mit einer MMN erhielt keine weitere Therapie zusätzlich zur s.c. Immunglobulingabe.

Schlussfolgerung: Die subkutane Immunglobulintherapie ist eine für den Patienten gut handhabbare ambulante Therapieoption, deren Wirksamkeit, optimale Dosis und Nebenwirkungsrate in kontrollierten Studien getestet werden sollte.

(mit Unterstützung der Fa. ZLB Behring, Köln)