Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P603
DOI: 10.1055/s-2005-919634

Amygdala-Volumetrie bei ALS

M Vogelsang 1, E Pinkhardt 1, A.D Sperfeld 1, A.C Ludolph 1, J Kassubek 1
  • 1Ulm

Fragestellung: Es mehren sich Hinweise darauf, dass der Degenerationsprozess bei Amyotropher Lateralsklerose (ALS) neben motorischen Arealen auch andere Hirnregionen einschließt. In neuropathologischen Untersuchungen konnten neben anderen extramotorischen Veränderungen auch ein Neuronenverlust und gliotische Veränderungen in der Amygdala gesehen werden. Fragestellung der vorliegenden Studie war es, ob sich mittels MRT-Volumetrie eine Volumenminderung der Amygdala bei ALS-Patienten in vivo nachweisen lässt.

Methoden: Zweiundzwanzig Patienten mit gesicherter ALS nach revidierten El Escorial-Kriterien sowie 22 altersgematchte gesunde Kontrollen wurden untersucht. Keiner der ALS-Patienten zeigte in entsprechenden Testungen relevante kognitive oder behaviorale Auffälligkeiten. Die Volumina der Amygdala und das Gesamthirnvolumen wurden mittels region-of-interest-basierter Volumetrie in dreidimensionalen MRT ausgemessen (MReg-Software, L. Lemieux, http://www.erg.ion.ucl.ac.uk/). Die mittleren Amygdalavolumina wurden absolut und relativ (d.h., als Verhältnis von Amygdala- zu Gesamthirnvolumen) zwischen den Gruppen verglichen (t-Test).

Ergebnisse: Es konnte ein vermindertes Volumen der Amygdala sowohl absolut als auch in Relation zum Gesamthirnvolumen bei der ALS-Patientengruppe im Vergleich zu den Kontrollen gefunden werden (relative Volumina 0,0027 versus 0,0029). Dieses Ergebnis stellte sich im t-Test als nicht statistisch signifikant dar (p=0.21).

Schlussfolgerungen: Mittels MRT-Volumetrie in vivo zeigte sich auf Gruppenebene ein statistisch nicht signifikanter Trend zu geringeren Amygdala-Volumina bei ALS-Patienten. Inwieweit volumetrisch fassbare Amygdalaveränderungen neben der bekannten frontotemporalen Beteiligung mit psychopathologischen Veränderungen bei ALS-Patienten assoziiert sind, ist Gegenstand einer weiteren Studie an ALS-Patienten mit behavioralen / kognitiven Auffälligkeiten.