Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P636
DOI: 10.1055/s-2005-919667

Behandlung von neuropathischem Schmerz durch Neurologen: eine Umfrage der EFNS unter Mitgliedern der DGN

C Geis 1, M Schäfers 1, G Cruccu 1, C Sommer 1
  • 1Würzburg; Rom, I

Hintergrund: Die Schmerztherapie wird traditionellerweise, außer auf dem Gebiet der Kopfschmerzen, nicht als typisches Spezialgebiet der Neurologie angesehen. Allerdings gehen etliche Erkrankungen auf dem Fachgebiet der Neurologie mit neuropathischen Schmerzen einher. Ziel dieser Umfrage der European Federation of Neurological Societies (EFNS) war es, mit einem einfachen Fragebogen Neurologen in verschiedenen europäischen Ländern zu ihrer Einstellung zu und Praxis bei der Behandlung von neuropathischen Schmerzen zu befragen.

Methode: Ein einfach strukturierter Fragebogen mit 11 geschlossenen und einer offenen Frage wurde auf der Homepage der EFNS veröffentlicht und per E-Mail an Mitglieder verschiedener europäischer Neurologischer Gesellschaften versandt. Die Rücksendungen von 193 Mitgliedern der DGN wurden ausgewertet und eine vorläufige Analyse wird hier präsentiert.

Ergebnis: Die weit überwiegende Mehrzahl der Befragten gab an, den Begriff ‘neuropathische Schmerzen' gut zu kennen und die Behandlung von neuropathischen Schmerzen als Teil ihres Fachgebiets anzusehen. Patienten mit neuropathischem Schmerzen wurden von vielen täglich bis einmal pro Woche gesehen. Die am häufigsten genannten Diagnosen waren: Diabetische Neuropathie, Radikulopathien, Trigeminusneuralgie und Engpass-Syndrome. Die häufigste in der Erstbehandlung genannten Medikamentengruppe waren die Antiepileptika. Bei Aufschlüsselung der im vergangenen Monat verwendeten Medikamente wurden trizyklische Antidepressiva und Gabapentin gleich häufig genannt. Die Verwendung von Schmerzskalen oder Fragebögen wurde von etwa 50% bejaht. Als typische Probleme wurden fehlerhafte Diagnosen, zu späte Zuweisung zum Neurologen, das Fehlen von wirksamen nebenwirkungsarmen Medikamenten, mangelnde Compliance und zu früher Therapieabbruch genannt.

Diskussion: Die überwiegende Mehrzahl der Befragten sieht die Behandlung von neuropathischen Schmerzen eindeutig als Teil ihres Fachgebiets an und bemängelt unzureichende Diagnostik und verzögerte Zuweisung der Patienten. Die Beachtung von algesiologischen Standards, wie die Dokumentation der Schmerzstärke anhand von Skalen, wird nur von etwa der Hälfte der Befragten angegeben. Die Therapiemöglichkeiten werden von der Mehrzahl als verbesserungswürdig angesehen. Einschränkend muss kritisch bemerkt werden, dass die Stichprobe möglicherweise nicht repräsentativ für alle in Deutschland tätigen Neurologen ist.