Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P639
DOI: 10.1055/s-2005-919670

Veränderte Sensorik bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz bei Radikulopathie

R Rolke 1, P Drees 1, W Magerl 1, M Hofmeister 1, S Moebius 1, A Eckardt 1, R.D Treede 1
  • 1Mainz

Zielsetzung: Zur Erfassung des sensorischen Profils mittels quantitativer sensorischer Testung (QST) bei Patienten mit lumbalem Rückenschmerz und Radikulopathie (RSr) während konservativer Behandlung.

Methoden: Wir untersuchten 20 Patienten (48.1±16.2J., 10 Frauen, 10 Männer) mit RSr über dem schmerzhaften Rückenabschnitt sowie der ipsilateralen Hand als Kontrollareal. 17 gesunde Probanden dienten als Kontrollpersonen (47.1±16.6J., 9 Frauen, 8 Männer). Wir führten die QST entsprechend dem Protokoll des Deutschen Forschungsverbunds Neuropathischer Schmerz (DFNS) durch. Dabei wurden 13 QST Parameter bestimmt – einschließlich der Erfassung von thermischen und mechanischen Detektions- und Schmerzschwellen (z.B. für Nadelreize und stumpfen Druck). Zusätzlich wurde die affektive und sensorische Schmerzkomponente bestimmt (SES-Fragebogen). Alle Patienten wurden mit Beginn (Tag 1) und am Ende (Tag 14) einer konservativen Behandlungsperiode untersucht. Die gesunden Kontrollprobanden wurden einmalig über dem lumbalen Rücken bds. sowie beiden Händen untersucht. Die QST Parameter wurden mittels einer zweifaktoriellen ANOVA analysiert.

Ergebnisse: Im Vergleich von Rücken und Hand der Patienten am Tag 1 fand sich eine gesteigerte Druckschmerzempfindlichkeit und ein reduziertes Vibrationsempfinden lokalisiert über dem Rücken (p<.001). Am Tag 1 betrugen die SES-Scores 1.9±0.8 für die affektive und 1.5±0.4 für die sensorische Schmerzkomponente. Am Tag 14 war nur der affektive Schmerz-Score reduziert (p<.01). Im Vergleich von Untersuchungstag 1 und 14 der Patienten zeigte sich kein Unterschied für irgendeinen der QST-Parameter. Über dem Rücken war die mechanische Schmerzsensitivität für Nadelreize (Pinprick) invers mit der Reduktion der affektiven SES-Items korreliert (r=-.52; p=.02). Gesunde Kontrollprobanden zeigten keine signifikanten Seiten- oder Rücken/Hand-Unterschiede für irgendeinen QST-Parameter (alle p>.22).

Schlussfolgerung: Die konservative Therapie von Patienten mit lumbalem Rückenschmerz und Radikulopathie führte zu einem verbesserten affektiven Schmerzerleben, während das sensorische Profil (gemessen mit QST und SES-Fragebogen) generell unverändert blieb. Die inverse Korrelation der Pinprick-Sensitivität an Tag 1 mit der Schmerzreduktion am Tag 14 weist darauf hin, dass die Bestimmung der Empfindlichkeit gegenüber spitzen Reizen ein Prediktor des Behandlungserfolgs sein kann.

Danksagung: Mit Unterstützung von BMBF (01EM0107) und MAIFOR.