Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P644
DOI: 10.1055/s-2005-919675

Transkraniell-sonographische Erfassung von Perfusionsstörungen im akuten Hirninfarkt: Schwellenwerte von Zeit-Intensitäts-Kurvenparametern zur Differenzierung zwischen gesundem und infarziertem Hirngewebe

K Meyer-Wiethe 1, H Cangür 1, A Schindler 1, C Koch 1, G Seidel 1
  • 1Lübeck

Hintergrund: Mit kontrastmittelverstärkter transkranieller Sonographie ist es möglich, zerebrale Perfusionsdefizite im akuten Hirninfarkt zu erfassen. Wir analysierten verschiedene Parameter der charakteristischen Zeit-Intensitätskurven nach Ultraschallkontrastmittel-(UKM) Bolusinjektion auf ihre Fähigkeit zwischen normaler und pathologisch verminderter regionaler Hirndurchblutung zu differenzieren.

Methoden: Zwei Gruppen à zehn Patienten mit akutem supratentoriellen Hirninfarkt wurden mit Harmonic Imaging transtemporal untersucht (SonoVue 2.4ml Bolus). In jeder symptomatischen Hemisphäre bestimmten wir die Kurvenparameter Peak signal increase (PSI), time to peak intensity (TPI), und area under the curve (AUC) für jeweils 60 Messareale. Referenzmethoden: In 10 Patienten perfusionsgewichtete MRT (PWI, Grenzwert: 4s). Eine ROC-Analyse definierte Cut-off-Werte für alle drei Kurvenparameter (normale vs. verzögerte Perfusion). In der zweiten Gruppe von 10 Patienten testeten wir den prädiktiven Charakter dieser Cutoff-Werte für die Vorhersage von definitiven Infarktarealen in der Kontroll-CT. Ergebnisse. Fünf Patienten zeigten ein Perfusiondefizit im PWI. Die ROC-Analyse lieferte die folgenden Cut-off-Werte: PSI (5.53%), P < .001; TPI (4.04s), P < .001; und AUC (0.99), P < .001. Relative Grenzwerte bezogen auf den Mittelwert der gesunden Messareale: 20%, 120%, bzw. 30%. Sensitivität, Spezifität, positiver prädiktiver Wert (PPV), und negativer prädiktiver Wert (NPV) der neuen Grenzwerte zur Vorhersage eines definitiven Hirninfarkt in der CT-Gruppe waren: 43.3%, 69.3%, 49.1%, und 64.3% für PSI; 76.7%, 54.5%, 53.5%, und 77.4% für TPI; und 35.0%, 75.0%, 48.8%, und 62.9% für AUC.

Schlussfolgerung: Die sonographische Erfassung von perfusionsgestörten Hirnarealen im akuten Hirninfarkt entwickelt sich von einer rein deskriptiven Methode zu einem Messinstrument für die (semi-) quantitative Erfassung der regionalen Hirndurchblutung. Wir definierten Grenzwerte für Zeit-Intensitätskurvenparameter, mit denen kritisch minderperfundierte Hirnareale identifiziert werden können.

Förderung: Europäische Kommission (QLG1-CT-2002–01518): Ultrasonographic Monitoring and Early Diagnosis of Stroke (UMEDS)