Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P649
DOI: 10.1055/s-2005-919680

Transkraniell-sonografisches Monitoring von hämorrhagischer Transformation und Mittellinienverlagerung im akuten Mediainfarkt

H Cangür 1, G Seidel 1, T Albers 1, K Meyer-Wiethe 1
  • 1Lübeck

Fragestellung: Mit der transkraniellen B-Mode-Sonographie gelingt die Darstellung intrakranieller Pathologien wie Hirnblutungen, Tumoren oder Raumforderungszeichen. Wir untersuchten das diagnostische Potential der transkraniellen Sonographie für das Monitoring von hämorrhagischer Transformation und Mittellinienverlagerung in der Frühphase des akuten Mediainfarktes.

Methoden: In einer Pilotstudie wurden 32 Patienten mit akutem Hirninfarkt im Territorium der A. cerebri media (SONOS 5500, S4-Sektorsonde, 2,0MHz, 16cm Eindringtiefe) <12, 24±4, 72±6 und 120±12 Stunden nach Symptombeginn transtemporal untersucht. Erfasst wurde die Identifikation von hyperechogenen Arealen (hämorrhagische Transformation), deren Echointensität sowie die Verlagerung des III. Ventrikels als Raumforderungszeichen. Infarktgröße und -lokalisation wurden mittels kranieller Computertomographie (CCT) bestimmt.

Ergebnisse: In 11 von 12 Patienten mit in der CCT gesicherter hämorrhagischer Transformation nach Mediainfarkt konnte diese transkraniell-sonografisch identifiziert werden (1 falsch positiv; 1 falsch negativ: Sensitivität 92%, Spezifität 95%).

Eine pathologische Mittellinienverlagerung von >2mm fand sich bei zehn Patienten. Ein Patient verstarb an den Folgen einer zerebralen Herniation (Maximum der Mittellinienverlagerung 24h nach Symptombeginn 3mm), ein weiterer Patient (Maximum 2mm) wurde bei raumforderndem Mediainfarkt trepaniert.

Schlussfolgerung: Die transkranielle Sonographie könnte in Zukunft in der Erkennung und Verlaufskontrolle von hämorrhagischer Transformation bei Patienten mit akutem Mediainfarkt diagnostische Relevanz erlangen und therapeutische Entscheidungen (Fortsetzung einer Antikoagulation) beeinflussen. Der in der Literatur angegebene Grenzwert von 3,5mm für die Mittellinienverlagerung nach 24 Stunden zur 100%igen Vorhersage eines malignen Mediainfarktes ließ sich in unserer Pilotstudie nicht bestätigen.