Hintergrund/Ziele und Forschungsfragen: Zu den Aufgaben des WHO-Kollaborationszentrums „Prävention oraler Erkrankungen“ (WHOCC)
gehört u.a. die Analyse sozialer Einflussfaktoren auf die Mundgesundheit, um aus dieser
Sichtweite die Effektivität von Mundgesundheitsprogrammen optimieren zu können. Trotz
eines allgemeinen Kariesrückganges ist die Karies die häufigste Erkrankung im Kindesalter.
Munderkrankungen können erheblich das Wohlbefinden und damit die Lebensqualität beeinträchtigen.
Kinder, deren Mundgesundheit gestört ist, erleben 12mal häufiger Einschränkungen in
ihren Tagesabläufen als mundgesunde Kinder. Jährlich versäumen sie mehr als 50 Millionen
Schulstunden wegen Zahnproblemen, nicht ohne Auswirkungen auf ihre Schulbildung und
spätere Lebenschancen. Im Rahmen der WHO-initiierten „International Collaborative
Study of oral health outcomes“ (ICS-II), an der sich auch das WHOCC 1991 mit dem Bundesland
Thüringen beteiligte, erfolgten erstmalig in Deutschland Untersuchungen zur mundgesundheitsbezogenen
Lebensqualität. Die Studie wurde an randomisiert ausgewählten 12- bis13-jährigen Schulkindern
(N=1155) durchgeführt und 1995 (N=1089) und 2000 (in Sachsen-Anhalt) (N=1153) wiederholt.
Zahnbezogene Symptome, die Selbsteinschätzung der Mundgesundheit sowie soziale Einschränkungen
dienten der Bestimmung mundbezogener Lebensqualität. In allen Studien bestätigten
31% bis 51% der Befragten zahnbezogene Symptome, am häufigsten eine Empfindlichkeit
auf thermische Reize, gefolgt von parodontalen Problemen (17 bis 20,3%). Mehr als
die Hälfte der Befragten bewerteten ihre Mundgesundheit mit sehr gut bis gut. Wegen
Zahnproblemen versäumten 20 bis 23% der Probanden die Schule. Ca. 10% waren mit dem
Aussehen ihrer Zähne unzufrieden, ebenso viele empfanden Einschränkungen in ihren
sozialen Kontakten. Schlussfolgernd kann bestätigt werden, dass individuelle zahnbezogene
Wahrnehmungen und Einschätzungen die Lebensqualität erheblich beeinflussen.