psychoneuro 2006; 32(6): 288
DOI: 10.1055/s-2006-948047
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erste Ergebnisse der STAR-Studie - Aripiprazol in der Praxis

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 July 2006 (online)

 

Menschen mit Schizophrenie haben im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine deutlich reduzierte Lebenserwartung, im Durchschnitt sterben sie zehn Jahre früher. Sie rauchen häufiger, machen weniger Sport und ernähren sich schlechter, erklärte Preston Garrison von der World Federation of Mental Health auf einer Pressekonferenz[1]. Sie haben aber auch eine schlechtere Gesundheitsvorsorge. Viele Ärzte wissen noch zu wenig über das metabolische Syndrom, dessen Risiko bei schizophrenen Patienten deutlich erhöht ist. Daher sollten Gewicht, Zuckerspiegel und Blutdruck bei schizophrenen Patienten regelmäßig kontrolliert werden.

In einer naturalistischen Studie (STAR Schizophrenia Trial of Aripiprazole), in die 555 Patienten mit Schizophrenie eingeschlossen waren, wurde jetzt untersucht, wie sich eine Umstellung von anderen Neuroleptika auf Aripiprazol (Abilify®) auswirkt. Die Patienten hatten zuvor nicht ausreichend auf ihre Medikamente angesprochen oder unter Nebenwirkungen gelitten. Sie wurden daher randomisiert entweder auf Aripiprazol (1030 mg/Tag) oder auf Olanzapin (5-20 mg/Tag), Quetiapin (100-800 mg/Tag) bzw. Risperidon (2-8 mg/Tag) nach Wahl des behandelnden Arztes eingestellt und 26 Wochen beobachtet. Dabei wurden neben Positiv- und Negativsymptomatik auch Nebenwirkungen, Gewicht, Cholesterin- und Triglyzeridwerte, Prolaktin- und Glukosespiegel sowie die Lebensqualität (Quality of Life Scale) sowie sexuelle Funktionen kontrolliert.

Nach 26 Wochen hatten die Patienten unter Aripiprazol im Schnitt 1,3 kg abgenommen, während sie in der Kontrollgruppe 2,1 kg zugenommen hatten. Das Gesamtcholesterin sank in der Aripiprazolgruppe um 20,3 mg/dl, in der Kontrollgruppe um 7,7 mg/dl. Triglyzerid nahm unter Aripiprazol 46,3 mg/dl ab vs. 13,0 mg/dl. Laut Prof. Robert Kerwin, London, bedeutet dies auf die Langzeitbehandlung übertragen eine Risikoreduktion für Diabetes um 2-3% und für kardiovaskuläre Erkrankungen um 1-2%. Dies erscheint zwar auf den ersten Blick nicht viel, ist aber klinisch relevant und sollte nach Kerwin bei der Auswahl des für den Patienten geeigneten Antipsychotikums berücksichtigt werden. Sexuelle Dysfunktionen traten unter Aripiprazol signifikant seltener auf als unter der vorherigen Medikation bzw. den Vergleichssubstanzen. Dies zeigte sich ebenfalls an den Prolaktinwerten, die unter Aripiprazol deutlich niedriger waren.

Nach Allison et al. Am J Psychiatry 1999, Herran et al. Schizophr Res 2000, Dixon et al. Schizophr Res 2000, Davidson et al. Psychiatry 2001

Auch die Patienten bewerteten Aripiprazol gut. 47% waren der Meinung, dass Aripiprazol viel besser sei als ihre bisherige Medikation.

01 Pressekonferenz "Reducing Metabolic and Cardiovascular Risk in People with Schizophrenia - New Data from the STAR-Study", unterstützt von Bristol-Myers Squibb und Otsuka, am 7.3.06 im Rahmen des 14. Europäischen Psychiatriekongressen in Nizza

    >