Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P332
DOI: 10.1055/s-2006-953157

Die Kommunikation von Gefühlen bei Parkinsonpatienten: Einfluss von spontaner Darstellung, Imitation und Stimmungsinduktion

J. Möbes 1, C. Schröder 1, F. Stiebritz 1, R. Dengler 1
  • 1Hannover

Der Ausdruck von Gefühlen über die Sprache und das Sprechen spielt eine wichtige Rolle in der alltäglichen Kommunikation. Bei Parkinsonpatienten kommt es aufgrund des Dopaminmangels häufig zu einer Veränderung der Sprache, welche als dysprosodisch und hypophon beschrieben wird. Inwiefern bei Parkinsonpatienten auch Veränderungen der emotionalen Sprache bestehen, soll anhand der Analyse von Stimmproben untersucht werden. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob mögliche Defizite der vokalen affektiven Kommunikation allein auf sprechmotorische Störungen zurückgeführt werden können.

In drei verschiedenen Experimenten wurden die Stimmproben von unterschiedlich emotionalen Äußerungen (fröhlich, traurig und neutral) unter der Bedingung der Stimmungsinduktion, der gestellten Emotion und der Imitation bei Parkinsonpatienten und gesunden Kontrollprobanden hinsichtlich der Parameter Tonhöhenumfang, Lautstärke und Vokaldauer analysiert. Zusätzlich wurden in einer neurophonetischen Untersuchung der Stimmumfang und die Artikulationsfähigkeit jeder Versuchsperson erhoben. Bei der Stimmungsinduktion wurden die Probanden mittels Musik-Video-Technik in eine bestimmte Stimmung versetzt und danach aufgefordert, Wörter und Sätze zu sprechen. Die Wirksamkeit dieses Verfahren wurde anhand von Fragebögen und physiologischen Parametern (EMG, Hautleitwert und Pulsrate) kontrolliert.

Bei der Aufgabe der Gestellten Emotion sollten die Probanden den Namen „Anna“ in einer ganz bestimmten Emotion erzeugen. Die Imitationsaufgabe beinhaltete das genaue Nachsprechen eines vorgegebenen akustischen Wortes.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Parkinsonpatienten eine reduzierte Fähigkeit der vokalen affektiven Kommunikation aufweisen, welche sich nicht allein durch sprechmotorische Defizite erklären lassen. Demnach scheint der Dopaminmangel bei diesen Patienten eine entscheidende Rolle im Ausdruck von Gefühlen über die Sprache zu haben.

Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der verwendeten Methoden zur Untersuchung der Expression affektiver Kommunikation diskutiert.