Aktuelle Neurologie 2006; 33 - P500
DOI: 10.1055/s-2006-953325

Eine einfache Methode zur Markierung der Zielregion bei komplizierten Muskelbiopsien

A. Rogalewski 1, N. Gregor 1, E.B. Ringelstein 1, M. Schilling 1
  • 1Münster

Eine Biopsie stellt in der Diagnostik von Muskelerkrankungen eine entscheidende Maßnahme dar. Sie kann histopathologische Befunde aufzeigen, die zur Diagnose z.B. einer Myositis führen können. Die klinische Erfahrung zeigt, dass der operative Zugang zur Biopsiestelle gelegentlich aufgrund von komplizierten anatomischen Verhältnissen eine mögliche Fehlerquelle sein kann. Wir stellen eine einfache Methode zur Markierung der Biopsiezielregion bei komplizierten Muskelbiopsien anhand eines Fallbeispiels vor.

Ein 50jähriger Patient ohne wesentliche Vorerkrankungen stellte sich wegen einer nachfolgend im Verlauf von zwei Jahren aufgetretenen beidseitigen Läsion des N. medianus auf Höhe des proximalen Unterarmes vor. Klinisch-neurologisch sowie neuro-/myographisch zeigten sich Paresen bzw. eine akute und chronisch neurogene Schädigung der N. medianus-versorgten Muskulatur unterhalb des M. pronator teres. Das klinische Verteilungsmuster sprach jedoch gegen ein Pronator-teres- oder Interosseus-anterior-Syndrom. Eine kernspintomographische Untersuchung der Unterarme ergab in der T2-gewichteten Sequenz eine Signalhyperintensität des M. flexor digitorum profundus mit KM-Enhancement. Eine Liquoranalyse sowie laborchemische Untersuchungen waren regelrecht. In einer ersten histologischen Untersuchung zeigte sich trotz MR-tomographisch geplanter Biopsie ein Normalbefund, da die Biopsie nicht den Zielmuskel erreicht hatte. Es erfolgte daraufhin kernspintomographisch geplant eine Markierung der Unterarmflexorenseite mit fünf Nifedipinkapseln zur Steuerung einer erneuten Biopsie. Nifedipin ist in der Kernspintomographie detektierbar. Es erfolgte somit eine sowohl durch Lokalisation der Kapseln auf der Haut als auch durch die MRT-Bilder geplante Biopsie mit zusätzlicher Schnellschnittdiagnostik, welche eine hochgradig chronisch-neurogene Muskelschädigung ohne Hinweis auf myopathische oder entzündliche Veränderungen ergab, so dass in Kenntnis dieses Befundes die weitere Behandlung eingeleitet werden konnte.

Die Muskelbiopsie kann in bestimmten Fällen eine notwendige Voraussetzung für die korrekte Diagnose und damit Therapie von Muskelerkrankungen darstellen. Eine kernspintomographisch geplante, externe Markierung mit Nifedipinkapseln auf der Haut für eine zielgerichtete Biopsie stellt eine einfache und nicht-invasive Methode dar und kann bei komplizierten anatomischen Verhältnissen hilfreich sein.