psychoneuro 2007; 33(11): 446
DOI: 10.1055/s-2007-1010975
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Perspektiven für die Behandlung des Schlaganfalls - Hyperbare Sauerstofftherapie bei fokaler zerebraler Ischämie

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Publication Date:
20 December 2007 (online)

 

Ein Schwerpunkt der 80. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) im September waren zukünftige Therapieoptionen nach Schlaganfall. Bei einer zentralen Ischämie wird aufgrund der Minderdurchblutung das Gehirn mit zuwenig Sauerstoff versorgt, daher liegt die Verbesserung der Sauerstoffaufnahme durch hyperbare Sauerstofftherapie eigentlich auf der Hand. Hyperbare Sauerstofftherapie wird derzeit bereits experimentell gegen Folgen eines Schlaganfalls eingesetzt. Dabei soll das Gewebe durch vermehrte Sauerstoffzufuhr vor dem Absterben bewahrt werden. Druckkammerbehandlungen bei Tauchunfällen sind bereits seit der Jahrhundertwende bekannt. Bereits in den 1940er und 1950er Jahren wurde das Verfahren der Sauerstoffatmung unter Überdruck eingesetzt. Dabei atmet der Patient in einer Druckkammer über eine Maske oder ein Kopfzelt reinen Sauerstoff ein. Durch den erhöhten Umgebungsdruck kann die Sauerstoffmenge im Blut um ein Vielfaches gesteigert werden und so auch Körpergewebe, das unter Normalbedingungen schlechter versorgt ist, vermehrt mit Sauerstoff versorgt werden. Bisher sind jedoch die theoretischen Grundlagen und die protektiven Mechanismen der normobaren (NBO) und hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) bei zerebraler Ischämie nur unvollständig verstanden, erklärte Li Sun, Universitätsklinikum Heidelberg. Sogar die grundlegende Hypothese, dass durch die Sauerstofftherapie die Oxygenierung verbessert wird, konnte bislang nicht belegt werden. Sun untersuchte jetzt im Tiermodell die Effekte einer Sauerstofftherapie auf die Gewebshypoxie und die Expression des zellulären Hypoxiesensors HIF-1alpha (Hypoxie-induzierbare Transkriptionsfaktor HIF-1alpha), der bei Hypoxie aktiviert wird.

In einer Studie mit 72 Mäusen verschlossen Sun und Mitarbeiter die der Arteria cerebri media (filamentinduzierte Okklusion, MCAO). 25 Minuten nach dem Eingriff erhielten die wachen Tiere entweder normobare Raumluft, normobaren 100% Sauerstoff, (NBO) oder 100% Sauerstoff bei einem Druck von 3 bar (HBO) für 95 Minuten in einer Druckkammer. Die einzelnen Gruppen unterschieden sich dabei nicht signifikant hinsichtlich der Schwere der Ischämie, wie Laser-Doppler-Flussmessungen zeigten.

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