psychoneuro 2007; 33(11): 484
DOI: 10.1055/s-2007-1010985
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Frühzeitig, hochdosiert und hochfrequent - Bei MS-Therapie keine Zeit verschwenden

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Publication Date:
20 December 2007 (online)

 

Bereits früh im Krankheitsverlauf werden bei Multipler Sklerose (MS) die Axonscheiden geschädigt. Lange bevor ein Patient den ersten Schub bemerkt, können bereits pathologische Ereignisse stattgefunden haben. Mit jedem Schub nehmen die zum Teil irreversiblen axonalen Schädigungen zu [1]. Die normalerweise vorhandene Alterungsreserve an Axonen wird bei den Betroffenen frühzeitig erschöpft. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto eher kann der Axonabbau verringert werden und um so besser ist der theoretische Langzeiteffekt (Abb. [1]). Trotzdem geht noch immer wertvolle Zeit zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnosestellung verloren.

Abb.1 Frühtherapie der MS: theoretischer Langzeiteffekt

Eine aktuelle online-Befragung von über 430 MS-Patienten auf www.leben-mit-ms.de zeigte, dass im Schnitt bei mehr als der Hälfte der Patienten die Zeit bis zur Diagnosestellung über ein Jahr beträgt. Dabei ist heute mit den aktuellen revidierten Diagnosekriterien nach McDonald bereits ab 31 Tagen nach Auftreten der ersten klinischen Symptome eine frühzeitige Klärung möglich [2].

Die Multiple Sklerose Konsensus Gruppe (MSTKG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) empfehlen daher in ihrer aktuellen Veröffentlichung [2] so früh wie möglich mit einer immunmodulierenden Basistherapie zu beginnen.

Die Empfehlungen stützten sich dabei auch hier auf die Ergebnisse der PRISMS-Studie (Prevention of Relapses and Disability by Interferon beta-1a Subcutaneously in Multiple Sclerosis) mit Rebif®. Die frühzeitige Behandlung mit Interferon beta-1a (s.c.) verringerte den Übergang der schubförmig-remittierenden MS (RRMS) in das sekundär-progrediente Stadium (SPMS) [3]. Bei 80% der Betroffenen konnte unter Rebif selbst nach 15 Jahren der Übergang in eine SPMS vermieden werden. Ohne Behandlung verläuft dagegen bei etwa 50% [4], [5] der unbehandelten Patienten die Erkrankung nach 15 Jahren sekundär progredient.

KW

Quelle: Pressekonferenz "Der verlorenen Zeit auf der Spur: Aktuelle Versorgungsdefizite bei Multipler Sklerose" am 28. Juni 2007 in Frankfurt am Main, unterstützt von Merck-Serono

Literatur

  • 01 Waxmann SG . Nat Rev Neurosci. 2006;  7 (12) 932-941
  • 02 Rieckmann P . et al . Nervenarzt. 2006;  77 1506-1518
  • 03 Kappos L . et al . Neurology. 2006;  67 944-953
  • 04 Weinshenker BG . et al . Brain. 1989;  112 133-146
  • 05 Runmarker B . Andersen O . Brain. 1993;  116 117-134
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