Aktuelle Neurologie 2007; 34: S270-S273
DOI: 10.1055/s-2007-971035
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rotigotin - ein neuer Dopaminagonist

Rotigotine - A New Dopamine AgonistW.  H.  Jost1
  • 1Fachbereich Neurologie, Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 March 2008 (online)

Preview

Zusammenfassung

Dopaminagonisten (DA) stellen mittlerweile neben L-Dopa die wichtigste medikamentöse Therapie des Parkinsonsyndroms dar. Die Weiterentwicklung der DA hat in den letzten Jahren zu besseren therapeutischen Effekten und geringeren unerwünschten Wirkungen geführt. Die letzte Entwicklung war die Einführung von Rotigotin, einem nonergolinen D3-/D2-/D1-Agonisten, als Pflaster. Bei guter Verträglichkeit und guter Wirksamkeit wird eine kontinuierliche Rezeptorstimulation unter Umgehung des Einflusses gastrointestinaler Motilität ermöglicht. Des Weiteren lassen sich aus der kontinuierlichen Wirkstoffzufuhr Vorteile ableiten wie etwa längere „on”-Zeiten ohne störende Dyskinesien, weniger Akinesien am Morgen und eine verbesserte Schlafqualität [1] [2]. Rotigotin darf als sinnvolle und nutzbringende Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten beim Parkinsonsyndrom angesehen werden.

Abstract

Dopamine agonists (DA) besides L-dopa have meanwhile become the most important pharmaceuticals in the treatment of Parkinson's disease. Continuous development of DA has resulted in improved therapeutic action and less undesired effects over the past years. The most recent development was the introduction of rotigotine - a non-ergoline D3/D2/D1 agonist - in the form of a patch. Rotigotine which is well tolerated and efficacious, enables continuous receptor stimulation by evading the influence of gastric motility. Rotigotine may well be considered a useful and meaningful tool in extending the therapeutic range of Parkinson's disease.

Literatur

Diskussion zum Vortrag von Prof. Jost

Wie beurteilen Sie die Konstanz der Rotigotinplasmaspiegel bei Mehrfachgabe? Ist es möglich, dass der Plasmaspiegel im Laufe der Zeit leicht ansteigt?

Nach der Applikation wird Rotigotin kontinuierlich über die Haut zugeführt. Die Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen 5 bis 7 Stunden. Nach etwa ein bis zwei Tagen wird eine Steady-state-Konzentration erreicht und durch die einmal tägliche Anwendung auf stabilem Niveau gehalten. Innerhalb von 24 Stunden werden etwa 45 % des Wirkstoffs im Pflaster durch die Haut abgegeben. Ein Wirkstoffpeak am Ende der Gabe oder beim Abziehen des Pflasters ist äußerst unwahrscheinlich. Zum einen ist die klebende Schicht des Pflasters gut hautverträglich. Zum anderen: Selbst wenn ein Teil der obersten Hautschicht mit abgezogen würde, würde auf diesem Weg allenfalls - da sich in diesen Hautschichten ja bereits Wirkstoff befindet - etwas Wirkstoff verloren gehen.

Welche Affinität besitzt Rotigotin zu D3-Rezeptoren?

Rotigotin ist ein D3-, D2- und D1-Agonist. Die Affinität zum D3-Rezeptor ist ähnlich hoch wie bei Pramipexol. Für Rotigotin sind dementsprechend antidepressive Begleiteffekte wahrscheinlich, sodass dieser Agonist bei Parkinsonpatienten mit Depressionen einen Vorteil versprechen könnte.

Welche Affinität hat Rotigotin zu α-Rezeptoren?

Die Affinität zu α-Rezeptoren ist gering. Es besteht nur ein geringes Risiko für eine Hypotension.

Warum wurde Rotigotin nicht als orales Präparat entwickelt?

Die Forschung hatte es sich zum Ziel gesetzt, ein Präparat zu entwickeln, das kontinuierliche Plasmaspiegel und eine kontinuierliche Stimulation der Rezeptoren gewährleistet. Getestet wurde Rotigotin zunächst für die i. v. Applikation. Allerdings ist eine nicht-invasive Applikation vorzuziehen, weswegen man erfolgreich an einer transdermalen Anwendung von Rotigotin gearbeitet hat. Aufgrund der physikalisch-chemischen Eigenschaften wäre Rotigotin auch zur oralen Anwendung geeignet, allerdings hat es eine relativ kurze Eliminationshalbwertszeit und eine orale Anwendung könnte keine kontinuierliche Rezeptorstimulation ermöglichen.

Prof. Dr. Wolfgang Jost

Fachbereich Neurologie, Deutsche Klinik für Diagnostik

Aukammallee 33

65191 Wiesbaden

Email: jost.neuro@dkd-wiesbaden.de