psychoneuro 2007; 33(3): 104
DOI: 10.1055/s-2007-974601
Blickpunkt

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Remission und Recovery - Wieder fit für Leben und Liebe

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Publikationsdatum:
02. April 2007 (online)

 

Nach Liberman et al. (Int Rev Psych 2002) erreichen nur 20 % der Patienten mit einer ersten psychotischen Episode wieder ihr prämorbides Funktionsniveau, erklärte PD Martin Lambert, Hamburg, auf einer Pressekonferenz.

Remission bedeutet dabei, ein Stadium (≥ sechs Monate), in dem die Betroffenen eine derart wesentliche Verbesserung der Kernsymptome der Schizophrenie dauerhaft erreicht haben, dass diese das Verhalten nicht mehr beeinflussen und unter einer Grenze sind, die eine erneute Stellung der initial gestellten Diagnose der Schizophrenie nicht rechtfertigen würden. So die Definition der "Remission in Schizophrenia Working Group (Andreasen et al. Am J Psychiatry 2005). Recovery ist dagegen ein Stadium (≥ 24 Monate), welches beinhaltet in der Gesellschaft sozial und beruflich zu funktionieren und relativ frei von Symptomen (alle PANNS-Items ≤ 3) zu sein. Remission ist eine notwendige Voraussetzung für Recovery. Das Problem dabei ist, dass die subjektive Sichtweise des Patienten und Funktionalität dabei nicht berücksichtigt sind. Dementsprechend wird die Lebensqualität nicht als eigenes Outcomekriterium gewertet. Auch zeigen viele Studie, dass nur eine geringe Korrelation zwischen Symptomen und Funktionalität besteht.

In einer eigenen Studie von Lambert erzielten 26 % von 583 antipsychotikanaiven Patienten nach drei Jahren eine komplette Remission. Prädiktoren für eine Remission sind frühe Remission in den ersten drei Monaten (vor allem subjektiv), Erstbehandlung mit Antipsychotika, unabhängiges Leben zu Beginn und frühe funktionelle Remission. Aus Patientensicht ist Recovery "Hoffnung", dass Heilung möglich ist, "Heilung", "Empowerment" (um Hoffnungslosigkeit und Selbstwertproblematik zu überwinden) sowie "Verbindung" (um die soziale Ausgrenzung zu überwinden. Die Behandlungsziele der Ärzte und Patienten liegen demnach noch weit auseinander. Die Betroffenenzufriedenheit sollte aber nach Lambert Basis für die Behandlungsplanung und -inhalte sein.