psychoneuro 2007; 33(3): 107
DOI: 10.1055/s-2007-974604
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Parkinson-Therapie - Apomorphin-Dauerinfusion

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Publication Date:
02 April 2007 (online)

 

Für schwer kranke Parkinson-Patienten mit sehr häufigen ON/OFF-Fluktuationen und Dyskinesien bei ausgeschöpfter oraler Therapie bleiben letztlich zwei Behandlungsmöglichkeiten: Die Tiefe Hirnstimulation (THS) oder die subkutane Dauerinfusion mit Apomorphin.

Mit der kontinuierlichen Apomorphin-Infusion mittels Pumpensystem (APO-go®-Ampullen mit Crono-APO-go®-Pumpe) können die täglichen OFF-Zeiten um mehr als 50 % reduziert werden, berichtete Prof. Claudia Trenkwalder, Kassel. Sie stelle eine den Patienten wenig belastende und dabei vergleichbar gut wirksame Alternative zur kostenintensiven stereotaktischen Operation dar.

Indiziert ist die Apomorphin-Dauerinfusion bei Patienten mit täglich mehr als fünf OFF-Phasen und L-Dopa-induzierten Hyperkinesien und Dyskinesien. Die orale Parkinson-Medikation kann dabei weitgehend reduziert oder sogar vollständig abgesetzt werden, so Trenkwalder. Eine weitere Einsatzmöglichkeit sieht sie bei Patienten mit einer Vorgeschichte von dopaminerg induzierten Halluzinationen, bei denen eine höher dosierte Therapie mit oralen Dopaminagonisten nicht möglich ist.

Die Dauerinfusion wird nach einer niedrig dosierten Einstellphase mit 80-100 mg/Tag Apomorphin s.c. über 12-16 Stunden appliziert. Eine 24-Stunden-Applikation (120 mg/24 Std.) ist bei nächtlichen Akinesien, Dystonien und schweren "early morning akinesia" zu empfehlen. Bei OFF-Phasen und Dystonien kann zusätzlich ein Bolus von ca. 2 bis 5 mg Apomorphin gegeben werden. Dies kann der Patient selbst steuern. Werden drei bis fünf Bolusgaben pro Tag benötigt, sollte der stündliche Flow erhöht werden, so Trenkwalder. Auch nach langjähriger Anwendung der Apomorphin-Pumpe komme es nicht zu einem Wirksamkeitsverlust, wie einige Langzeitstudien gezeigt hätten.

Häufigste Nebenwirkung der Apomorphin-Infusion in der Praxis sind Hautreaktionen, die zu einer subkutanen Knötchenbildung an der Injektionsstelle führt. Weitere Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit und Blutdruckregulationsstörungen adaptieren häufig im Verlauf der Behandlung. Psychiatrische Nebenwirkungen wie Verwirrtheit und Halluzinationen treten seltener als bei oral verabreichten Dopmaminagonisten auf.

Dagmar Jäger-Becker

Satellitensymposium "Bewegung in der ParkinsonTherapie" am 22.September im Rahmen des DGN-Kongresses, veranstaltet von Cephalon GmbH

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