psychoneuro 2007; 33(3): 57
DOI: 10.1055/s-2007-976497
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

30 % aller Epilepsien sind pharmakoresistent

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Publication Date:
02 April 2007 (online)

Trotz der Fortschritte, die wir in der konservativen Epilepsietherapie aufgrund der Einführung von mittlerweile zehn neuen Antiepileptika erreicht haben, hat sich wenig daran geändert, dass 30 % aller Epilepsien pharmakoresistent sind.

In diesen Fällen sollte frühzeitig an die Möglichkeit epilepsiechirurgischer Eingriffe gedacht werden. Die präoperative Diagnostik hat dabei zur Aufgabe, mit größtmöglicher Präzision die epileptogene Zone zu identifizieren, also das kortikale Areal, dessen Resektion notwendig ist, um postoperative Anfallsfreiheit zu erreichen.

Gleichzeitig dient diese Diagnostik dazu, die notwendige präoperative Risikoeinschätzung zu ermöglichen, da wir epilepsiechirurgische Eingriffe vermeiden wollen, die für die Beseitigung einer temporären Behinderung (Epilepsie) eine operationsbedingte permanente Behinderung in Kauf nimmt, durch die eine unter Umständen wesentlich relevantere Minderung der Lebensqualität unserer Patienten resultieren würde.

Die Kernstücke der präoperativen Diagnostik betreffen die genaue Kenntnis typischer operationszugänglicher Epilepsiesyndrome und hierzu passender elektroklinischer iktaler Befunde, also der zu erwartenden klinischen und elektroenzephalografischen Befunde unter Annahme notwendiger Hypothesen zur Epileptogenese in jedem einzelnen Fall, ferner die bildgebende und neuropsychologische Diagnostik. Insbesondere Letztere ermöglicht uns dann auch, das postoperative Outcome bei Operationen im Bereich kortikaler Areale zu beurteilen, die von wesentlicher Bedeutung für unabdingbare kognitive und mnestische Funktionen sind.

Die Qualität der präoperativen Diagnostik und Epilepsiechirurgie lässt sich durch die Bildung geeigneter Netzwerke verbessern. Die Kooperation des Epilepsiezentrums Kork mit dem Neurozentrum der Universität Freiburg, die in diesem Jahr ihren 10. Geburtstag feiert, ist hierfür beispielhaft. Verschiedene funktionelle Stärken lassen sich in dieser Kooperation komplementär nutzen. Die Qualität unserer Arbeit hat sicherlich durch die inzwischen erfolgte Einbindung der neuropädiatrischen Abteilung der Universität Heidelberg zusätzlich gewonnen.

In diesem Heft wird von Autoren, die tagtäglich im Rahmen dieser Kooperation ihren praktischen Beitrag leisten, der State of the Art der modernen präoperativen Epilepsiediagnostik dargestellt.

Prof. Dr. Bernhard J. Steinhoff

Kehl-Kork

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