psychoneuro 2007; 33(6): 265
DOI: 10.1055/s-2007-985221
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17th Meeting of the European Neurological Society - Reparatur von Gehirn- und Rückenmarksverletzungen

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Publication Date:
26 July 2007 (online)

 

Jedes Jahr werden in Europa rund 710000 Menschen von Hirn- und Rückenmarksverletzungen betroffen, wodurch Folgekosten von rund 2,9 Milliarden Euro entstehen. Ein Antikörper soll nun neues Nervenwachstum ermöglichen, wie Prof. Martin Schwab, Institut für Hirnforschung, Universität Zürich, vorstellte.

Im menschlichen Gehirn und Rückenmark ist das Wachstum von Nervenfasern prinzipiell auf Distanzen von 0,2 bis 2 Millimeter eingeschränkt, auch nach Verletzungen. Das Wachstum über längere Entfernungen wird durch spezifische wachstumsbeeinflussende Substanzen gehemmt, die in den Myelinscheiden, d.h. den Umhüllungen von Nerven im Zentralnervensystem enthalten sind, darunter auch das stark wirksame Membran-Protein "Nogo-A". Im Rahmen der Studie, die Schwab beim ENS-Kongress präsentierte, wurde in Zusammenarbeit mit Novartis ein Antikörper gegen den Wachstumshemmer Nogo-A entwickelt und im Tierversuch bei Ratten und Affen auf seine Wirkung bei Nervenverletzungen und Schlaganfällen hin erprobt. Dabei wurden spezifische Wachstumsproteine vermehrt freigesetzt. Das Wachstum der Nervenfasern konnte über vergleichsweise große Distanzen hinweg angeregt werden. Außerdem konnte eine deutliche Verbesserung der funktionellen Wiederherstellung in Bezug auf Betätigungen wie Laufen, Schwimmen oder Greifen erzielt werden. Der neue Wirkstoff wird gegenwärtig bereits in einer Klinischen Studie der Phase I innerhalb eines europäischen Netzwerkes von Zentren für Rückenmarksverletzungen (European Network of Spinal Cord Injury Centres, EM-SCI), die von Zürich aus koordiniert werden, erprobt.