psychoneuro 2007; 33(7/08): 316
DOI: 10.1055/s-2007-986481
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Auch komorbide Suchterkrankungen frühzeitig behandeln - Junge schizophrene Patienten

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Publication Date:
27 August 2007 (online)

 

Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt die Inzidenzrate schizophren Erkrankter bei etwa 3 bis 4. Allerdings werden diese Daten vorwiegend in Kliniken erhoben.

Vermutlich liegt die Inzidenzrate daher noch deutlich höher, wie PD Dr. Martin Lambert, Hamburg, auf einer Pressekonferenz vorstellte. Männer und Frauen erkranken ähnlich häufig. Im Durchschnitt treten etwa fünf Jahre bevor die Erkrankung ausbricht bereits Negativsymptome vor. Erschwert wird die Diagnosestellung häufig durch komorbide Erkrankungen.

20 bis 40 % der Patienten leiden zusätzlich an affektiven Störungen, bis zu 70 % gebrauchen Drogen. Auch Depressionen treten häufig zusammen mit schizophrenen Erkrankungen auf. Dies sollte auch bei der Behandlung berücksichtigt werden, betonte Lambert, so können typische Antipsychotika beispielsweise depressive Verstimmungen auslösen.

Für Lambert sind depressive Symptome daher ein Argument für den Einsatz von atypischen Medikamenten. Dabei kommt für ihn auch eine atypische Depotformulierung wie Risperdal® Consta® infrage, bei der aufgrund der Galenik relativ niedrigere Dosierungen erforderlich sind als bei oraler Gabe. Entscheidend ist aber vor allem bei jungen Patienten, dass sie möglichst rasch behandelt werden. Bereits ein Monat einer unbehandelten Psychose verschlechtert die Prognose. Besonders ausschlaggebend sind nach Lambert dabei die ersten zwei Monate nach Einsetzen der Psychose.

Sind Drogen beteiligt, sollte auch so früh wie möglich mit einer Suchtbehandlung begonnen werden. Patienten denen es gelingt, von ihrer Sucht loszukommen, haben eine deutlich bessere Prognose - sogar besser als Patienten, die noch nie Drogen genommen haben. "Möglicherweise weil sie etwas verstanden haben", spekulierte Lambert.

KW

Presseworkshop "Aus der Klinik zurück ins Leben - stabilisierende Langzeittherapie junger Schizophreniepatienten" am 11./12.05.07 in Husum, unterstützt von der Janssen-Cilag GmbH