psychoneuro 2007; 33(9): 376
DOI: 10.1055/s-2007-991580
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Komplexproteinfreies Botulinum Neurotoxin A - Blepharospasmus und Torticollis

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Publication Date:
08 October 2007 (online)

 

Zervikale Dystonien sind durch unwillkürliche Muskelkontraktionen gekennzeichnet. Die häufigste Dystonie ist der Torticollis (Schiefhals). Der Schmerz bedingt eine Fehlhaltung, der langfristig zu degenerativen Veränderungen führt. Beim Torticollis unterscheidet man

Laterocollis (zur Seite) Retrocollis (nach hinten) Anterocollis (nach vorne) und den drehend rotatorischen Torticollis.

Allerdings wird ein reiner rotatorischer Torticollis praktisch nie beobachtet, wie Prof. Wolfgang Jost, Wiesbaden auf einer Pressekonferenz erklärte. Dementsprechend erfordert die Behandlung mit Botulinumtoxin, der zurzeit in der Praxis einzig wirksamen Therapieoption, viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Ein genaues Injektionsschema existiert nicht. Bei der Differenzialdiagnostik kann man im Computertomogramm nicht erkennen, welcher Muskel dyston ist. Aber auch der Zeitpunkt der Injektion ist entscheidend. Sind die Muskel noch gelähmt, kann eine Injektion noch zu früh sein.

Botulinumtoxin ist auch beim Blepharospasmus wirksam. Blepharospasmus ist dabei gekennzeichnet durch z.B. erhöhten Lidschluss, verlängerte und/oder erschwerte Lidöffnung.

Seit Juli 2005 ist das komplexproteinfreie Botulinum Neurotoxin A (Xeomin®) zur Behandlung des Blepharospasmus und Torticollis spasmodicus in Deutschland zugelassen. Seit Juli 2007 ist das Präparat auch in Dänemark und Schweden erhältlich. Die EMEA hat die Zulassung in weiteren zehn EU-Staaten empfohlen. Wirksamkeit und Sicherheit konnten bei über 800 Patienten in randomisierten, placebokontrollierten Studien nachgewiesen werden. Insgesamt konnten bereits mehr als 20 000 Patienten damit behandelt werden. Xeomin® hat dabei den Vorteil, dass das Präparat keine Komplexproteine enthält, die zu einer Antikörperbildung führen können. Außerdem ist es ohne Kühlung zu lagern und zu transportieren.

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