psychoneuro 2007; 33(10): 434
DOI: 10.1055/s-2007-992881
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Multiple Sklerose - Therapiebeginn nicht hinauszögern

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Publication Date:
14 November 2007 (online)

 

Die Multiple Sklerose ist eine chronisch- entzündliche Erkrankung, die bereits sehr früh in ihrem Verlauf zu Neurodegeneration mit Demyelinisierung und axonalen Schädigungen führt. Klinische Untersuchungen wie die seit drei Jahren laufende BENEFIT-Studie (BEtaferon in Newly Emerging multiple sclerosis For Initial Treatment) zeigen, dass eine früh einsetzende immunmodulatorische Behandlung mit Interferon-beta-1b das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und damit die Gefahr senken kann, eine bleibende Behinderung zu entwickeln, formulierte Prof. Hans-Peter Hartung, Düsseldorf, bei einem Pressegespräch im Rahmen des DGN-Kongresses. Die auf fünf Jahre angelegte Untersuchung verfolgt den Krankheitsverlauf von 468 Patienten, die mit einem ersten MS-Schub und MS-typischen Befunden in der Kernspintomografie eingeschlossen wurden. Die Patienten wurden zunächst randomisiert und für zwei Jahre oder so lange, bis eine klinisch gesicherte MS auftrat, entweder mit Interferon-beta-1b (Betaferon®) oder Placebo behandelt. In der zweiten Phase erhielten alle Patienten Verum, auch diejenigen, die zuvor Placebo bekommen hatten. Die Interimsanalyse, die nach insgesamt drei Jahren geplant war, wurde kürzlich publiziert [1].

Wie Prof. Norbert Sommer von der Universitätsklinik Marburg berichtete, zeigte diese prospektive Analyse, dass Patienten, die bereits in der Frühphase der MS Interferon-beta-1b erhielten, langfristig günstigere Krankheitsverläufe entwickelten als solche, die mit der Therapie erst bei gesicherter Erkrankung begannen. So entwickelten 51% der Patienten, die erst später in die Therapie einstiegen, innerhalb von drei Jahren eine klinisch manifeste MS im Gegensatz zu nur 37% aus der Gruppe der initial Behandelten. Auch die Progression der Behinderung, beurteilt nach der Expanded Disability Status Scale (EDSS), lag in der Gruppe mit dem späteren Therapiebeginn mit 24% deutlich höher als bei den initial Behandelten mit 16%. Dies bedeutet in diesem Zeitraum eine Reduktion des Risikos um 40% durch die initiale Behandlung mit Interferon-beta-1b. Eine weitere begonnene Studie prüfe, ob bei der schubförmigen MS mit der doppelten der bisher zugelassenen Dosis, also 500 µg an jedem zweiten Tag, noch bessere Ergebnisse zu erzielen sind. Die Pilotphase zeige bereits, dass diese hohe Wirkstoffdosis gut vertragen wird.

Literatur

  • 01 Kappos L. et al. Effect of early versus delayed interferon beta-1b treatment on disability after a first clinical event suggestive of multiple sclerosis: a 3-year follow-up analysis of the BENEFIT study.  Lancet. 2007;  370 389-397
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