Zusammenfassung
Niedrig dosiertes Dopamin (1 - 3 μg × kg-1 × min-1) bewirkt eine Zunahme von Nierendurchblutung, glomerulärer Filtration, Diurese und
Natriurese. Diese Eigenschaften sind der Grund dafür, daß Dopamin bei Patienten nach
wie vor häufig eingesetzt wird in der Erwartung, eine normale Nierenfunktion aufrechterhalten
oder aber eine akute Nierenfunktionsstörung behandeln zu können. In zahlreichen klinischen
Untersuchungen an Patienten mit einem Risiko für die Entstehung eines akuten Nierenversagens
oder mit bereits eingetretener Verschlechterung der Nierenfunktion ließ sich jedoch
bisher eine Verringerung der Inzidenz eines dialysepflichtigen Nierenversagens oder
der Letalität nicht schlüssig nachweisen, obwohl Dopamin stets Diurese und Natriurese
steigerte. Der Nachweis eines protektiven Dopamineffektes war bei vielen publizierten
Untersuchungen vor allem auf Grund methodischer Mängel nicht möglich. Zu nennen sind
in diesem Zusammenhang die vielfach zu kleinen Patientenzahlen, das Fehlen von Kontrollgruppen,
eine gleichzeitig induzierte Steigerung des Herzzeitvolumens, die fehlende Differenzierung
von tubulären Dopamineffekten (Hemmung der Natriumrückresorption) von einer HZV-bedingten
und einer dopamin-spezifischen (HZV-unabhängigen) Zunahme der glomerulären Filtration
sowie die Uneinheitlichkeit der für die Beurteilung der Nierenfunktion herangezogenen
Variablen (Kreatinin-Clearance, Diurese, Natriurese, fraktionelle Natriumausscheidung).
Darüberhinaus müssen potentiell günstige Effekte von Dopamin gegen mögliche Nebenwirkungen
abgewogen werden, welche insbesondere die Splanchnikusperfusion/-oxygenation sowie
verschiedene Hormonsysteme betreffen können. Zusammenfassend erscheint derzeit die
routinemäßige Anwendung niedriger Dopamindosen bei Patienten mit erhöhtem Risiko für
ein akutes Nierenversagen nicht gerechtfertigt. Unklar ist noch, ob bei diuretikaresistenter
Oligurie eine dopamininduzierte Zunahme des Urinflusses einen Nutzen für den Patienten
erbringt. Mehr denn je ist eine ausreichend dimensionierte und kontrollierte klinische
Studie erforderlich, um die Frage beantworten zu können, ob Dopamin in niedriger Dosierung
bei Risikopatienten ein akutes Nierenversagen verhindern kann oder bei bereits eingetretener
Verschlechterung der Nierenfunktion therapeutisch wirksam ist.
Summary
The ability of low dose dopamine (1 - 3 μg × kg-1 × min-1) to cause selective renal vasodilation, to increase glomerular filtration rate, urine
output, and natriuresis, is intuitively considered favourable. Dopamine, therefore,
continues to be used in critically ill patients to preserve or improve renal function.
Despite its application in a wide variety of disease states and in patients at risk
of acute renal failure or with already decreased renal function, there is no conclusive
evidence that „renal doses” of dopamine prevented acute renal failure or had any positive
effect on patient outcome although it increased urine output and natriuresis consistently.
Data from many clinical studies, however, are difficult to interpret due to small
numbers of patients, the absence of control groups, the inability to exclude changes
in cardiac output or to separate a diuretic effect of dopamine in the tubulus system
from specific increases of glomerular filtration rate, and because of the variability
of methods to determine renal performance (i.e. creatinine clearance, urine output,
natriuresis, fractional excretion of sodium). Moreover, the routine use of dopamine
is not innovous, since it may worsen gut ischaemia and suppress certain hormonal systems.
Those who believe in the clinical benefits of „renal dose” dopamine argue that, even
in the absence of an improvement in renal function, the maintenance of urine output
could be useful in patients unresponsive to diuretics. Again, the clinical benefit
of this diuretic action still needs to be shown. In conclusion, there is little justification
for the routine administration of low-dose dopamine in patients at risk of renal failure.
Large controlled clinical studies are urgently needed to determine whether dopamine
improves renal function or prevents acute renal failure in patients at risk.
Schlüsselwörter:
Dopamin - Nierenfunktion - Akutes Nierenversagen - Diurese
Key words:
Dopamine - Renal function - Acute renal failure -Urine output