Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - PS1
DOI: 10.1055/s-2008-1061588

Subjektives Empfinden, Emotionserkennungsleistung und Hirnaktivierung beim Betrachten von Gesichtern mit emotionalem Ausdruck bei Patienten mit sozialer Phobie

S Dietrich 1, T Bauermann 2, A Knebel 1, J Merten 3, P Stoeter 2, ME Beutel 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinik Mainz
  • 2Institut für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Mainz
  • 3Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität des Saarlandes

Um zu untersuchen ob soziale Phobie mit Defiziten in der Identifizierung von Emotionen im Gegenüber und/oder mit einer Hypersensitivität in emotionsverarbeitenden Arealen zusammenhängt wurde eine fMRT-Untersuchung durchgeführt.

15 Probanden mit sozialer Phobie (SP) und gematchte Kontrollprobanden (K) wurden während der Betrachtung von Gesichtern mit unterschiedlichen emotionalen Ausdrücken (Ärger, Verachtung, Angst, Neutral, Freude) gescannt. Die Pbn sollten zu jedem Bild angeben wie angenehm/unangenehm sie das Betrachten des Gesichtes empfanden. Im Anschluss an die Messung wurde ein Emotionserkennungstest am PC durchgeführt.

SP empfanden das Betrachten der Bilder insgesamt als unangenehmer als die K. Signifikant unangenehmer empfanden sie Gesichter mit den Ausdrücken Angst, Verachtung, Neutral und Freude, nicht jedoch ärgerliche Gesichter. Letztere wurden von allen Pbn als am unangenehmsten empfunden. SP verwechselten unterschiedliche Ausdrücke signifikant häufiger mit Verachtung. SP zeigten im Vergleich zu K erhöhte limbische Aktivierungen nur bei der Betrachtung ärgerlicher Gesichtsausdrücke.

SP scheinen das Betrachten von Gesichtern als unangenehmer zu empfinden, was durch die häufigere Verwechslung mit Verachtung also einer Neigung Gesichtsausdrücke eher als kritisch wahrzunehmen bedingt sein könnte. Zudem scheint eine Hypersensitivität limbischer Areale bezüglich ärgerlicher Gesichter zu bestehen, die sich nicht im bewussten Erleben wiederzuspiegeln scheint.