Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - PS2
DOI: 10.1055/s-2008-1061589

Geschlechtsunterschiede bei der Emotionserkennung: Der kleine Unterschied–Frauen erkennen nur subtil ausgedrückte Emotionen besser als Männer

H Hoffmann 1, HC Traue 1, H Kessler 1
  • 1Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Ulm

Die Fähigkeit, Emotionen erkennen zu können, ist für die soziale Interaktion von großer Bedeutung. Von einigen Autoren wird berichtet, dass Frauen im Gesicht ausgedrückte Emotionen besser erkennen können als Männer. Die absoluten Unterschiede sind jedoch gering, und die Befundlage ist keineswegs einheitlich. Dies kann möglicherweise durch methodische Unterschiede (verschiedenes Stimulusmaterial bezüglich Intensität des Ausdrucks) zustande kommen. Zur Erklärung dieser Diskrepanzen vermuten wir, dass Frauen nur bei der Erkennung subtiler emotionaler Gesichtausdrücke besser sind, sich dagegen in der Erkennungsleistung intensiver emotionaler Stimuli zwischen Männern und Frauen aber kein Unterschied findet. Ziel dieser Studie war die Untersuchung des Geschlechtsunterschiedes bei der Erkennung mimisch expressiver Gesichter unter Verwendung eines speziellen Stimulusmaterials. Zu diesem Zweck wurden Stimuli erstellt, auf denen ein emotionaler Gesichtsausdruck (Freude, Trauer, Angst, Ärger, Ekel, Überraschung) jeweils in verschiedenen Intensitäten (40%–100%) dargestellt wird. Die Erkennungsleistung dieser Stimuli wurde bei insgesamt n=122 Versuchspersonen untersucht, darunter 76 weibliche und 46 männliche Probanden. Unsere Ergebnisse lassen erkennen, dass bei subtilen emotionalen Gesichtsausdrücken ein signifikanter Erkennungsvorteil zugunsten der weiblichen Probanden existiert. Es zeigten sich jedoch keine Unterschiede bei der Erkennungsleistung der intensiven Stimuli.