Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - PS7
DOI: 10.1055/s-2008-1061594

Zur Validität der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) am Beispiel des Störungsbildes Anorexia nervosa – Ergebnisse einer Untersuchung der OPD–1 im Lichte aktueller Entwicklungen des OPD-Manuals (OPD-KJ, OPD–2)

M Ratzek 1, R Soellner 2
  • 1Institut für Prävention und Psychosoziale Gesundheitsforschung der Freien Universität Berlin
  • 2Arbeitsbereich Evaluation, Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin

Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) stellt ein multiaxiales Diagnoseverfahren dar, das vom Arbeitskreis OPD zum Zwecke der Evaluierbarkeit und interdisziplinären Kommunizierbarkeit psychodynamischer Diagnostik sowie der psychotherapeutischen Behandlungsplanung (OPD–2) entwickelt wurde. In der vorliegenden Studie wurde die Achse III (Konflikt) anhand der Validierungstechnik der Known Groups auf ihre Kriteriumsvalidität und diagnostische Diskriminanzfähigkeit hin untersucht. Die Untersuchung bezieht sich auf eine klinische, diagnosehomogene Gruppe anorektischer Patientinnen (F50.0; n=22), die sog. Known Group, und auf eine Vergleichsgruppe unterschiedlicher Störungsbilder (Ausschluss F50; n=22). Ausgangspunkt der Validitätsüberprüfung mittels der Technik der Known Groups stellte die Annahme dar, dass die OPD-Konfliktachse dann als valide gelten kann, wenn sich die als wissenschaftlich konsensual und hinreichend bewährt angenommenen Hypothesen über die Known Group (Hypothesen zur Ätiopathogenese und Konfliktkonfiguration der Anorexia nervosa) und damit über die zu erwartenden Gruppenunterschiede mittels der OPD-Diagnostik bestätigen lassen. Die diagnostische Diskriminanzfähigkeit wurde mit Hilfe einer logistischen Regressionsanalyse überprüft. Die Ergebnisse der Untersuchung werden vor allem in Bezug auf neuere und aktuelle Entwicklungen des OPD-Manuals (OPD-KJ und OPD–2) diskutiert.

Literatur: Arbeitskreis OPD (Hrsg.), (1996). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik. Grundlagen und Manual. Bern: Huber
Arbeitskreis OPD (Hrsg.), (2006). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2. Das Manual für Diagnostik und Therapieplanung. Bern: Huber
Arbeitskreis OPD-KJ (Hrsg.), (2003). Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter. Grundlagen und Manual. Bern: Huber
Cierpka, M., Grande, T., Stasch, M., Oberbracht, C., Schneider, W., Schüßler, G., Heuft, G., Dahlbender, R., Schauenburg, H., Schneider, G. (2001). Zur Validität der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD). Psychotherapeut, 46, 122-133
Dahlbender, R.W., Buchheim, P., Schüßler, G. (Hrsg.), (2004). Lernen an der Praxis. OPD und Qualitätssicherung in der Psychodynamischen Psychotherapie. Bern: Huber
Freyberger, H.J., Schneider, W., Heuft, G., Schauenburg, H., Seidler, G.H. (1998). Zu Anwendbarkeit, Praktikabilität, Reliabilität und zukünftigen Forschungsfragestellungen der OPD. In H. Schauenburg, H.J. Freyberger, M. Cierpka, P. Buchheim (Hrsg.), OPD in der Praxis. Konzepte, Anwendungen, Ergebnisse der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (S. 105-119). Bern: Huber
Grande, T., Oberbracht, C., Rudolf, G. (1998). Einige empirische Zusammenhänge zwischen den Achsen „Beziehung“, „Konflikt“ und „Struktur“. In H. Schauenburg, H.J. Freyberger, M. Cierpka, P. Buchheim (Hrsg.), OPD in der Praxis. Konzepte, Anwendungen, Ergebnisse der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (S. 121-138). Bern: Huber
Grande, T., Oberbracht, C. (2000). Die Konflikt-Checkliste: Ein anwenderfreundliches Hilfsmittel für die Konfliktdiagnostik nach OPD. In W. Schneider, H.J. Freyberger (Hrsg.), Was leistet die OPD? Empirische Befunde und klinische Erfahrungen mit der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (S. 74-102). Bern: Huber
Heuft, G., Hoffmann, S.O., Schüßler, G (2000). Konfliktachse (Achse III) in der OPD: Erfahrungen und weitere Entwicklungen. In W. Schneider, H.J. Freyberger (Hrsg.), Was leistet die OPD? Empirische Befunde und klinische Erfahrungen mit der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (S. 62-73). Bern: Huber
Hirsch, M. (1989). Körper und Nahrung als Objekte bei der Anorexie und Bulimie. In M. Hirsch (Hrsg.), Der eigene Körper als Objekt. Zur Psychodynamik selbstdestruktiven Körperagierens (S. 221-228). Berlin: Springer
Hogan, C.C. (1983). Psychodynamics. In C.G. Wilson (ed.), Fear for being fat (S. 115-128). New York London: Aronson
Kröger, F., Petzold, E. (1997). Die Familie als ätiologischer Faktor bei Anorexia nervosa und Bulimie. In P.L. Janssen, W. Senf, R. Meermann (Hrsg.), Klinik der Eßstörungen. Magersucht und Bulimie (S. 41-49). Stuttgart: Fischer
Leising, D. (2000). Die Klinische Emotionsliste. Ein Instrument zur Erfassung des selbstberichteten affektiven Erlebens. Unveröffentlichtes Manuskript, Psychosomatische Klinik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
MacLeod, S. (1983). Hungern, meine einzige Waffe. München: Kösel
Pierro, R. (1995). Pubertätsmagersucht und die ihr verwandten Eßstörungen: Folge einer Rebellion gegen die Kollusion der Eltern? Psychoanalytische Fallstudie zur Entstehung und Behandlung. Unveröffentlichte Dissertation, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/M
Schauenburg, H. (2000). Zum Verhältnis zwischen Bindungsdiagnostik und psychodynamischer Diagnostik. In W. Schneider, H.J. Freyberger (Hrsg.), Was leistet die OPD? Empirische Befunde und klinische Erfahrungen mit der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (S. 196-217). Bern: Huber
Schauenburg, H., Freyberger, H.J., Cierpka, M., Buchheim, P. (Hrsg.), (1998). OPD in der Praxis. Konzepte, Anwendungen, Ergebnisse der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik. Bern: Huber
Schneider, W., Freyberger, H.J. (Hrsg.), (2000). Was leistet die OPD? Empirische Befunde und klinische Erfahrungen mit der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik. Bern: Huber
Seiffge-Krenke, I. (1997). Wie verändern sich die familiären Beziehungen im Jugendalter? Diskrepanzen in der Einschätzung von Jugendlichen und ihren Eltern. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 29, 133-150
Steins, G., Albrecht, M., Stolzenburg. H. (2002). Bindung und Essstörung: Die Bedeutung interner Arbeitsmodelle von Bindung für das Verständnis von Anorexie und Bulimie. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 31, 266-271
Walitza, S., Schulze, U., Warnke, A. (2001). Unterschiede zwischen jugendlichen Patientinnen mit Anorexia und Bulimia nervosa im Hinblick auf psychologische und psychosoziale Merkmale. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 29, 117-125
Willenberg, H. (1989). „Mit Leib und Seel´ und Mund und Händen“. Der Umgang mit der Nahrung, dem Körper und seinen Funktionen bei Patienten mit Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. In M. Hirsch (Hrsg.), Der eigene Körper als Objekt. Zur Psychodynamik selbstdestruktiven Körperagierens (S. 170-220). Berlin: Springer
Willenberg, H., Krauthauser, H. (2000). Die „Gewichtsphobie“. Ein Diskussionsbeitrag zum Problem der „atypischen“ oder „nicht näher bezeichneten“ Eß- und Gewichtsstörungen. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 50, 134-139