Psychother Psychosom Med Psychol 2008; 58 - PS19
DOI: 10.1055/s-2008-1061606

Männer zeigen stärkere affektive Schreckreflexmodulation – Vergleich klassische Fragebögen versus affektive Schreckreflexmodulation

M Rudat 1, C Weber 1, HC Deter 1
  • 1Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Charite Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin

30ms nach einem Schreckreiz tritt der Blinzelreflex auf, messbar als EMG-Amplitude. Da die Amplitude affektiv moduliert wird, gilt sie als Indikator vorbewußter emotionaler Reizverarbeitung. Unterschiede in der Schreckreflexmodulation sind ein Hinweis auf unterschiedliche emotionale und kognitive Aspekte (sub)kortikaler Reizverarbeitung. Ziel dieser Studie war a) die Aussagekraft von Fragebögen versus Schreckreflexmodulation in der Emotionsdiagnostik und b) geschlechtsspezifische Unterschiede zu prüfen. 40 Studenten (24±2J; 20 Frauen) wurden mit STAXI, FPI, BDI sowie BIDR (Verleugnung) psychometrisch untersucht. Im Schreckreflextest wurden 42 Bilder unterschiedlicher Valenz (angenehm, unangenehm, neutral) präsentiert. Dabei wurde ein EMG aufgezeichnet und randomisiert ein Schreckreiz appliziert. Die Männer zeigten signifikant mehr Trait-Ärger (p=.049) und im EMG signifikant höhere Amplituden in allen Bildkategorien (F[1,35]=10.2; p=.003) sowie eine stärkere Modulation (F[2,70]=4.7; p=.013). In unserem gesunden Sample zeigte sich ein signifikanter Geschlechtsunterschied in dem Sinne, dass die Männer deutlich stärker und stärker modulierend auf unterschiedliche emotionale Bildqualitäten reagierten. Die Schreckreflexmodulation leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Diagnostik von Emotionen, insbesondere im Sinne unbewusster/vorbewusster Abwehraspekte.